Barcamp Kirche 2.0: Das Internet verändert die Kirche

Barcamp Kirche 2.0: Das Internet verändert die Kirche
Die neuen sozialen Netzwerke stehen im Mittelpunkt des Barcamps Kirche 2.0 - und ihre Folgen für private Internetnutzer ebenso wie für Kirchengemeinden und ihre Aktiven.
04.05.2011
Von Ralf Peter Reimann

Regelmäßig treffen sich die Online-Verantwortlichen aus den Landeskirchen und großen kirchlichen Einrichtungen und Werken zur Konferenz der Evangelischen Internetbeauftragten. Schwerpunkt bei der Konsulation am 6. Mai ist das Thema "Social Media". Die Kirchen müssen noch Strategien entwickeln, wie sie mit dem sozialen Netz umgehen.

Was passiert, wenn aus Gemeindegliedern Facebook-Freunde des Pfarrers werden? Muss eine Pastorin jede Freundschaftsanfrage aus ihrer Gemeinde annehmen? Soll die Gemeinde über den Kurznachrichtendienst Twitter verfolgen können, wen der Pfarrer gerade besucht? Ist es Arbeitszeit oder Privatvergnügen, wenn Jugendmitarbeiter auf Facebook online gehen?

Die Grenzen zwischen dienstlich und privat verschwimmen

Das soziale Internet macht es schwer, Dienstliches und Privates zu trennen. Kirchliche Mitarbeitende zeigen große Teile ihres Privatlebens öffentlich, wenn sie sich auf das Internet einlassen. Andere verweigern sich und schirmen sich ab. Für Pfarrer ist es klar, die Ordination verleiht ihnen den Auftrag zur öffentlichen Wortverkündigung, aber wer gibt wem das Mandat für Online-Kommunikation? Ist Online-Kommunikation steuerbar? Und in welchem Rahmen?

[listbox:title=Mehr im Netz[Barcamp Kirche 2.0##Internet-Community oder Online-Kirche?##Über den Sinn Sozialer Medien##]]

Der Umgang im sozialen Internet ist das Schwerpunktthema der kirchlichen Internetbeauftragten. Im Anschluss veranstaltet evangelisch.de das Barcamp Kirche 2.0 – zu dem alle Interessierte vom 6. bis 8. Mai eingeladen sind, so dass das Barcamp zu einem gemeinsamen Treffpunkt wird für die kirchliche Internetbasis und landeskirchliche Internetbeauftragte.

Ein Barcamp ist eine offene Tagung, deren Ablauf und Inhalte von den Teilnehmern im Tagungsverlauf selber entwickelt werden. Jeder kann Vorschläge für Vorträge machen, das Plenum entscheidet, welche Themen diskutiert werden. Auf der Webseite zum Barcamp diskutieren Interessierte schon das Programm. Für Sonntag – so gehört es sich für kirchliche Tagungen - ist bereits ein experimenteller Gottesdienst geplant, der über Beamer auch die Gebetswand auf gebet.evangelisch.de einbezieht. So der Planungsstand jetzt, die Teilnehmer können das Format noch auf dem Barcamp ändern.

"Ich möchte missionarisch sein"

Das Rahmenthema des Barcamps "Kirchliche Sinnangebote" übersetzt ein Teilnehmer so für sich: "Ich möchte mich gern mit anderen austauschen, die auch ihren Glauben nicht vor anderen Leuten verstecken wollen, das heißt, missionarisch sein. Was bedeuten Communities für mich? Was bedeutet evangelisch.de? Welche Erfahrungen habe ich gemacht? Wo bin ich mir unsicher und frage andere?"

Fundraising on- und offline in der Gemeindearbeit, Sicherheit und Datenschutz innerhalb und außerhalb von Kirche, aber auch das Verschwinden der Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben sind bereits als Themen angekündigt. Das soziale Netz beschäftigt genauso die Basis wir die Internetbeauftragten in den Kirchenämtern. Aber auch über technische Fragen werden sich die Internetmacher von der kirchlichen Basis austauschen. Ebenso die Beschäftigung mit der Bibel und der Bibelübersetzung durch eine Web-Community gehört zum Barcamp Kirche 2.0 dazu, denn der Verein "Offene Bibel" hält im Rahmen des Barcamps seine erste Jahrestagung ab.

Bei einem weiteren Problem kann das Barcamp einen Beitrag liefern. Internetuser aus der kirchlichen Basis beklagen sich auf den Communityseiten auf evangelisch.de , dass die kirchliche Führungsebene die Online-Aktivitäten an der Gemeinde-Basis nicht verstehe. Vielleicht können hier die Internetbeauftragten der Landeskirchen, die am Barcamp teilnehmen, dabei helfen, wechselseitig Verständnis aufzubauen. Denn wie Kirche 2.0 im Internet aussieht, ist spannend - für die Kirchenleitungen wie für die Basis.


Ralf Peter Reimann ist evangelischer Pfarrer und Mitarbeiter von evangelisch.de.