Greenpeace: Stromriesen verweigern Energiewende

Greenpeace: Stromriesen verweigern Energiewende
Ökostrom kommt bisher meist von regionalen Anbietern. Die Konzerne halten sich hier zu sehr zurück und setzen lieber auf Atomkraft oder Kohle, kritisiert Greenpeace. Die Wirtschaft warnt erneut vor höheren Strompreisen wegen der Energiewende weg von den AKW.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat den vier großen Stromversorgern in Deutschland vorgeworfen, die Energiewende zu torpedieren. Der größte Anteil erneuerbarer Energien werde bisher von regionalen Anbietern produziert, sagte Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid am Dienstag in Berlin. Die Atomkraftwerksbetreiber Eon, RWE, Vattenfall und EnBW hätten ihren Anteil an Strom aus Wind, Sonne oder Erdmasse seit 2007 nicht maßgeblich gesteigert. Die Betreiber wiesen den Vorwurf einer Verweigerungshaltung zurück. Die Wirtschaft warnte vor steigenden Strompreisen wegen der Energiewende.

Steigerungen beim Strompreis könnten Deutschland im internationalen Wettbewerb benachteiligen, warnte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Hans Heinrich Driftmann. Deutschland müsse auch weiterhin "sicher und bezahlbar" mit Strom versorgt werden, sagte er der "Berliner Zeitung".

"Energieriesen schieben ihren Schwerpunkt hin und her"

Smid hielt den großen Stromversorgern mangelnde Bereitschaft zur Energiewende vor. "Die Energieriesen schieben einfach nur ihren Schwerpunkt derzeit hin und her, momentan zurück auf fossile Brennstoffe und danach vielleicht wieder auf Atom." Die Konzerne entschieden sich für den "renditeträchtigeren Weg" oder glaubten nicht an den Ausstieg aus Kohle- und Kernkraft.

Die Investitionen von EON, RWE, Vattenfall und EnBW im Bereich der erneuerbaren Energien lägen deutlich hinter den politisch gesteckten Zielen. Dies geht aus einer aktuellen Studie hervor, die Greenpeace beim Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Auftrag gegeben hatte.

Die Energiekonzerne planen laut der Studie, in den kommenden Jahren zwischen 13 und 20 Prozent ihrer Investitionen in erneuerbare Energien zu stecken. "Das reicht aber nicht für einen Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix von 35 Prozent, den die Regierung bis 2020 anpeilt", sagte der Hauptautor der IÖW-Studie, Bernd Hirschl. Die Energieriesen müssten vor allem in den Ausbau der Offshore-Windkraft eine maßgebliche Rolle übernehmen. "Diese Investitionen können kleine Bürgerwindpark-Initiativen oder Stadtwerke nicht leisten".

Energiekonzerne weisen Vorwürfe zurück

RWE, EON und EnBW wiesen die Vorwürfe zurück: "Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energien. Es kann keine Rede davon sein, dass RWE sich diesem Trend verweigert", erklärte RWE-Sprecher Jürgen Frech. Der Konzern stelle pro Jahr mehr als eine Milliarde Euro für den Ausbau der Ökoenergien bereit. RWE und EON betonten, längst in Offshore-Windparks zu investieren.

Auch der Vorstandsvorsitzende der Energie Baden-Württemberg AG, Hans-Peter Villis, bekräftigte, die erneuerbare Energien seien weiterhin Schwerpunkt der Wachstumsinvestitionen seines Unternehmens.

Die Bundesnetzagentur plädierte für einen zügigen Ausbau der Stromnetze. Andernfalls drohten zunehmend Zwangsabschaltungen bei größeren Windkraftanlagen. Es sei nicht sinnvoll, "die erneuerbaren Energien mit erheblichen Beiträgen zu fördern und anschließend immer häufiger vom Netz abzuschalten, weil keine ausreichenden Transportkapazitäten vorhanden sind", sagte der Präsident der Behörde, Matthias Kurth, in Bonn.

dpa