Wulff fordert Leidenschaft für das Lesen

Wulff fordert Leidenschaft für das Lesen
Bundespräsident Wulff liest Lesemuffeln die Leviten. Immer noch gebe es in Deutschland viele Menschen, die nicht lesen könnten oder nicht lesen wollten. Das schade dem Land.

Die Bedeutung des Lesens für die Gesellschaft hat Bundespräsident Christian Wulff in Mainz hervorgehoben. "Ohne Lesen, ohne leidenschaftliches Lesen geht unserem Land (...) kulturelle Kraft verloren", sagte Wulff beim ersten Benefizkonzert des Bundespräsidenten in Rheinland-Pfalz am Samstag. Noch immer gebe es in Deutschland sehr viele Analphabeten und auch Menschen, die nicht lesen wollen. Zugleich betonte der Bundespräsident: "Ein Buch vor den Augen verhindert in der Regel ein Brett vor dem Kopf."

Aufruf zu mehr Leseförderung

Wulffs Aufruf zu mehr Leseförderung erntete großen Applaus der mehr als 2.000 Gäste. Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) erklärte laut Staatskanzlei, die Leseförderung sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der Erlös des Benefizkonzertes aus dem Kartenverkauf und aus Spenden kommt der "Stiftung Lesen" zu Gute. Firmen spendeten nach Angaben der Staatskanzlei rund 120.000 Euro. Unter dem Motto "Viva Boléro" begeisterten die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und der Pfälzer Pianist Joseph Moog das Publikum.

Wulff rief in Rheinland-Pfalz zudem zur besonderen Hilfe für Kinder aus Migrantenfamilien und einkommensschwachen Schichten auf. "Unabhängig von der Herkunft ist es wichtig, dass jedes einzelne Kind in Kindergärten und Schulen schon früh gefördert wird", sagte Wulff der "Allgemeinen Zeitung" in Mainz (Samstag). "Aber vor allem die Kinder, die in der Familie wenig Unterstützung erhalten oder bei denen zu Hause nur selten Deutsch gesprochen wird, brauchen Hilfe."

Wulff erklärt Kinder Demokratie

Am Freitag hatte Wulff zunächst die Bundesgartenschau in Koblenz eröffnet. Dann ging es in Rheinland-Pfalz bunt und abwechslungsreich weiter: Er besuchte Altkanzler Helmut Kohl (CDU), sprach mit Kindern über Demokratie und besichtigte die berühmten Chagall-Fenster in Mainz, bevor er mehr Leseförderung forderte.

Zum Auftakt seiner Visite in Mainz erklärte Wulff in der Kinder-Uni rund 1.300 kleinen Zuhörern, was Demokratie ist. Der 51-Jährige beantwortete viele Fragen der Knirpse, etwa: "Wie lange dauert eine Wahl?" Demokratie erklärte er mit der Schule. "Verfassung, das ist so etwas wie eure Schulordnung", sagte Wulff im Hörsaal.

Am Nachmittag ließ er sich dann in Begleitung des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, die Chagall-Fenster in der Kirche St. Stephan erklären. Außerdem fand Wulff Zeit für einen Besuch bei Altkanzler Kohl in Ludwigshafen. Er sprach laut Bundespräsidialamt in Kohls Wohnhaus in Oggersheim rund eine Stunde mit dem 81-Jährigen und dessen Frau Maike Richter-Kohl. Es sei eine reine Privatvisite gewesen, erklärte anschließend ein Sprecher.

dpa