Italien räumt Auffanglager auf Lampedusa

Italien räumt Auffanglager auf Lampedusa
Begleitet von heftigen Protesten tunesischer Bootsflüchtlinge räumt Italien die Aufnahmelager auf der kleinen Mittelmeerinsel Lampedusa. Viele Nordafrikaner versuchen, sich dem Rücktransport in ihre Heimat zu widersetzen.

Nach einem Brand und heftigen Protesten im Flüchtlingslager von Lampedusa hat Italien am Dienstag damit begonnen, die verbliebenen Flüchtlinge zu verlegen. Wie italienische Medien berichteten, sollten im Laufe des Tages etwa 700 der rund 1000 tunesischen Bootsflüchtlinge von der kleinen Felseninsel in andere Aufnahmelager auf Sizilien und dem italienischen Festland gebracht werden. Von dort würden sie dann so schnell wie möglich abgeschoben, hieß es.

Am Montag war es nach den ersten Abschiebungen tunesischer Flüchtlinge direkt von der Insel dort zu einem Aufstand gekommen. Aus Protest gegen die drohende Rückführung waren zunächst zahlreiche Migranten auf das Dach eines Gebäudes im Hauptauffanglager "Contrada d'Imbriacola" geklettert. Trotz der Versuche von Polizei und Lagerpersonal, die Lage zu beruhigen, eskalierte der Protest. Erboste Flüchtlinge setzten einen Teil des Aufnahmelagers in Brand.

Italien erklärt "humanitären Notstand" in Nordafrika

Auf der Basis eines vor einer Woche unterzeichneten bilateralen Abkommens mit der Regierung in Tunis schickt Rom alle neu in Italien eintreffenden Migranten aus Tunesien direkt zurück. Am Montag waren 50 Tunesier in ihr Heimatland abgeschoben worden. Am Dienstag versuchten 30 Tunesier, sich dem Rücktransport zu widersetzen, und weigerten sich, den Flughafen von Lampedusa zu betreten. "Wir wollen die Freiheit, wir wollen nach Frankreich, nicht nach Tunesien", riefen sie.

Per Dekret ließ Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi am Dienstag einen "humanitären Notstand in Nordafrika" erklären. Damit soll nicht nur humanitäre Hilfe etwa in Ägypten und Tunesien erleichtert werden, Rom will vor allem auch wirksamere Maßnahmen gegen den Flüchtlingsstrom ergreifen können.

Seit dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali im Januar kamen mehr als 22 000 Tunesier allein auf der nur 20 Quadratkilometer großen Insel Lampedusa an. Nur 130 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt, ist die Insel seit langem für viele Verzweifelte aus Afrika ein "Tor nach Europa".

Auf Malta landete am Dienstag erneut auch eine Gruppe von aus Libyen geflohenen Ausländern. Unter den 116 Menschen aus dem Tschad und Somalia war auch eine tote Frau. Seit Beginn des Aufstands gegen den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi kamen mehr als 1200 Flüchtlinge aus Libyen auf Malta an.

dpa