Proteste gegen die Inhaftierung Ai Weiweis

Proteste gegen die Inhaftierung Ai Weiweis
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hat die chinesische Führung aufgefordert, den regierungskritischen Künstler Ai Weiwei umgehend freizulassen.

Freunde des 53-jährigen befürchten, dass dieser für längere Zeit in Haft bleiben könnte. Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller kritisierte unterdessen die deutsche Ausstellung "Kunst der Aufklärung" in Peking, die kurz vor der Festnahme Ai Weiweis von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) eröffnet worden war. Der ehemalige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender appellierte an die in China tätigen deutschen Unternehmen, sich für die Freilassung des Künstlers einzusetzen.

Kulturstaatsminister Neumann will mehr Druck auf Peking

Kulturstaatsminister Neumann will wegen der Inhaftierung Ai Weiweis den Druck auf die Regierung in Peking erhöhen. "Wir müssen uns hier weiter intensiv einmischen, denn die Inhaftierung darf als Akt diktatorischer Willkür keinen Bestand haben. Öffentlicher und internationaler Druck kann hier helfen", schrieb der CDU-Politiker in einem Gastkommentar für "Bild am Sonntag".

Ex-ZDF-Chefredakteur Brender sagte am Sonntag in Düsseldorf, deutsche Unternehmen in China sollten unmissverständlich klarmachen, dass die Qualität "Made in Germany" unmittelbar verknüpft sei mit der Freiheit der Kunst und der Meinungsäußerung. In China werde die Presse- und Meinungsfreiheit "systematisch verletzt" und die Regierung in Peking schere sich "einen Dreck um die internationale Kritik", sagte der Journalist.

Ai Weiwei war am Sonntag vor einer Woche in Peking festgenommen worden, als er nach Hongkong reisen wollte. Die chinesischen Behörden werfen ihm Wirtschaftsverbrechen vor. Der Konzeptkünstler ist einer der wichtigsten Kritiker des kommunistischen Regimes. Er reiste häufig nach Deutschland, und plant, in Berlin ein Atelier zu eröffnen.

Herta Müller kritisiert deutsche Kulturpolitik in China

Die Schriftstellerin Herta Müller äußerte scharfe Kritik an der deutschen Kulturpolitik in China. Der deutsche Außenminister und seine Delegation seien mit der Festnahme Ai Weiweis kurz nach ihrem Rückflug regelrecht vorgeführt worden, sagte sie dem Nachrichtenmagazin "Focus". Müller hält es für falsch, dass deutsche Museen in der gegenwärtigen politischen Situation eine solche Ausstellung in Peking veranstalten. "Es kommt mir vor, als würde die deutsche Kulturpolitik regelrecht winseln um Anerkennung durch China", sagte die Autorin. Diktaturen lernten aber nur durch Druck.

Kulturstaatsminister Neumann wies indes Forderungen nach einem vorzeitigen Ende der deutschen Ausstellung zurück. Das Begleitprogramm zur Ausstellung müsse als Plattform dafür genutzt werden, sich für die Freiheit der Kunst und der Presse in China zu engagieren und staatliche Übergriffe zu missbilligen, sagte Neumann. Mitglieder von Amnesty International demonstrierten am Samstag in Berlin für die Freilassung von Ai Weiwei.

Freunde fürchten lange Haft

Freunde Ai Weiweis befürchten, der 53-Jährige könnte für längere Zeit hinter Gittern verschwinden. "Wir müssen damit rechnen, dass es für ihn ähnlich ausgeht wie für Liu Xiaobo", sagte der in München als P.E.N.-Stipendiat lebende Zhou Qing dem Magazin "Focus". Der Bürgerrechtler und Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo war 2009 zu elf Jahren Haft verurteilt worden.

epd