"Emmas Glück", 6. April, 22.25 Uhr auf 3sat
Eigentlich wollte Max ja nach Mexiko, "one way": in der Hängematte liegen und den Frauen auf den Po schauen. Aber das Schicksal wirft ihn vor die Füße von Emma: Nachdem Max erst das Schwarzgeld seines Freundes und Arbeitgebers Hans und dann auch noch einen Jaguar geklaut hat, lässt er auf regennasser nächtlicher Straße einfach das Lenkrad los. Der Wagen landet nach einer Irrfahrt auf dem heruntergekommenen und völlig verschuldeten Hof von Emma. Das Geld kommt ihr gerade Recht, und Max irgendwie auch: Die unbemannte Bäuerin packt den Bewusstlosen in ihr Bett; den Wagen steckt sie kurzerhand in Brand, um sich lästige Fragen nach dem Verbleib des Geldes zu ersparen. Max ist’s egal, denn er erliegt Emmas drallem Charme und will gar nicht mehr nach Mexiko.
"Emmas Glück" heißt diese ebenso hübsche wie schlichte Geschichte. Claudia Schreiber hat gemeinsam mit der erfahrenen Autorin Ruth Toma ihren eigenen Roman adaptiert, und Regisseur Sven Taddicken, der schon in "Mein Bruder, der Vampir" ein schönes Gespür für ungewöhnliche Zwischenmenschlichkeiten bewies, hat in Jürgen Vogel und Jördis Triebel ein wundervolles Paar gefunden. Selbst wenn der Titel wehmütig ironisch ist, weil Emmas Glück zwangsläufig nur von kurzer Dauer sein kann: Die im Bergischen Land entstandene eigenwillige Romanze ist betörend sympathisch.
Das liegt vor allem an der Titelheldin, einer herrlich wunderlichen Person, deren Dasein bei allem Chaos in überraschend geregelten Bahnen verläuft und die sich ihre buchstäblichen Höhepunkte beim Mopedfahren besorgt. Max plumpst in dieses Leben wie ein verunglückter Märchenprinz. Das Schönste Film aber ist die Ruhe, die von dem Film ausgeht. Taddicken gelingt das Kunststück, "vom Sterben zu berichten und dabei von der Lust am Leben zu erzählen", wie er es selbst beschreibt. Das Ereignis ist trotzdem Jördis Triebel, die das Niveau von Naturtalent Vogel spielend halten kann. Eine wundervolle Romanze und schmerzlich schöne Tragikomödie.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).