Chinesischer Künstler Ai Weiwei bleibt verschwunden

Chinesischer Künstler Ai Weiwei bleibt verschwunden
Die Festnahme des chinesischen Künstlers Ai Weiwei ist in Deutschland auf Kritik gestoßen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte die Freilassung des Regimekritikers: "Ich appelliere an die chinesische Regierung, dringend für Aufklärung zu sorgen, und erwarte, dass Ai Weiwei umgehend wieder frei kommt." Unterdessen ist über den Verbleib Ai Weiweis weiterhin nichts bekannt.

Ai Weiwei war am Sonntag in Peking an der Ausreise nach Hongkong gehindert und festgesetzt worden. Am Montag war sein Verbleib immer noch unbekannt. Auch Menschenrechtsorganisationen protestierten. Westerwelle sagte, er habe sich in Peking für Meinungsfreiheit und Menschenwürde eingesetzt. Anlass seines Besuchs war die Eröffnung einer Ausstellung deutscher Museen über die Kunst der Ausstellung.

Der 1957 geborene Konzeptkünstler Ai Weiwei hat enge Verbindungen zu Deutschland. Er war unter anderem auf der documenta in Kassel vertreten und plant, in Berlin ein Atelier zu eröffnen. Zurzeit zeigt die Londoner Tate Gallery eine Ausstellung seiner Werke. In Peking wirkte er 2008 am Olympia-Stadion mit. Trotzdem ist er seit langem Repressalien und Übergriffen in China ausgesetzt.

Gegen "Politik der freundlichen Worte"

Die Schriftstellervereinigung P.E.N.-Zentrum Deutschland wertete die Festnahme Ai Weiweis und weiterer Intellektueller als grausamen Verstoß gegen die Meinungsfreiheit. Die Reihe der Fälle werfe die Frage auf, "ob die Politik der freundlichen Worte, anstatt zu einer Wende zum Besseren zu führen, nicht in Wirklichkeit die chinesische Führung in ihrem Kurs bestätigt", sagte P.E.N.-Vizepräsident Dirk Sager in Darmstadt.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker sprach von einer willkürlichen Inhaftierungspraxis in China. Die Sicherheitskräfte schreckten auch vor Sippenhaft nicht zurück, erklärte die Organisation in Göttingen. Zuletzt seien in der Provinz Sichuan drei Tibeter nur deswegen festgenommen worden, weil Angehörige wegen der Teilnahme an Demonstrationen polizeilich gesucht wurden.

Repression gegen Friedensnobelpreisträger

Die kommunistische Führung geht seit einigen Monaten schärfer gegen Dissidenten vor. Das zeigte sich bereits, als im Oktober 2010 der Friedensnobelpreis dem inhaftierten Bürgerrechtler Liu Xiaobo zuerkannt wurde. Er war an Weihnachten 2009 zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Seine Frau Liu Xia steht faktisch unter Hausarrest.

Seitdem die Massendemonstrationen der arabischen Welt in China ein Echo in Form kleiner "Jasmin-Proteste" finden, greifen die Behörden ebenfalls durch: Rund 100 Aktivisten wurden seit 20. Februar festgenommen, verhört oder bedroht. Ende März 2011 erging ein hartes Urteil gegen den Publizisten Liu Xianbin: Er muss für zehn Jahre ins Gefängnis.

epd