Über 1.000 Tote bei Unruhen in Elfenbeinküste

Über 1.000 Tote bei Unruhen in Elfenbeinküste
Der Machtkampf in der Elfenbeinküste ist noch nicht zu Ende. Die Anhänger des abgewählten Präsidenten Gbagbo verteidigen weiter ihre Stellungen. Die Zahl der Toten liegt inzwischen bei mehr als 1.000. Der internationale Druck auf Gbagbo hat noch nichts bewirkt.

Die Kämpfe in der Elfenbeinküste sind am Samstag wieder aufgeflammt. In der Wirtschaftsmetropole Abidjan kam es nach einer ruhigen Nacht am Vormittag zu Schusswechseln zwischen Anhängern des noch amtierenden Präsidenten Laurent Gbagbo, der trotz einer klaren Wahlniederlage das Präsidentenbüro nicht räumen will, und den vorrückenden Truppen des Wahlsiegers Alassane Ouattara. Die Zahl der Todesopfer bei dem Machtkampf ist inzwischen auf weit mehr als 1.000 gestiegen.

Bei einem Blutbad in der Stadt Duekoue im Westen des afrikanischen Landes wurden nach Angaben des Internationalen Roten Kreuzes (IRK) vermutlich am Dienstag mindestens 800 Menschen getötet. Dies berichtete IRK-Chefin in der Elfenbeinküste, Dominique Liengme am Samstag. "Ausmaß und Brutalität sind schockierend", sagte sie. Die UN hatte vor Bekanntwerden der Zahlen aus Duekoue geschätzt, dass der Machtkampf in dem Land bisher etwa 500 Todesopfer gefordert habe. Etwa eine Million Menschen sind demnach auf der Flucht.

Internationaler Druck läuft ins Leere

Der internationale Druck auf Gbagbo, zurückzutreten, zeigte bis Samstag keine Wirkung. Nach der EU und den USA forderte am Freitag auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den abgewählten Präsidenten auf, die Macht an seinen gewählten Nachfolger abzugeben. Beide Konfliktparteien sollten Zurückhaltung üben, verlangte Ban in einer in New York veröffentlichten Erklärung.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy telefonierte am Freitagabend mit Ouattara. Sarkozy habe betont, dass die Verantwortlichen für Gewaltakte zur Rechenschaft gezogen würden, so das Präsidentenamt in Paris. Es sei Zeit, dass sich das Volk der Elfenbeinküste "um seinen gewählten Präsidenten schart und eine neue Seite von Frieden, Versöhnung und Entwicklung" aufschlage.

Die französischen Truppen und die Blauhelme der UN-Mission UNOCI verstärkten am Freitag ihre Präsenz in den Straßen von Abidjan. Dennoch habe sich die Sicherheitslage verschlechtert. Ein Mitarbeiter der Organisation Ärzte ohne Grenzen sagte dem Sender CNN, es werde geplündert und gebrandschatzt. Die Menschen in Abidjan hätten Angst, ihre Häuser zu verlassen, berichtete die BBC.

Angesichts der Gewalt suchten immer mehr Ausländer Schutz auf den französischen Militär-Stützpunkt Port-Bout in der Nähe des Flughafens von Abidjan. Bis Samstag waren dort bereits knapp 1.400 Zivilisten eingetroffen, teilte das Verteidigungsministerium in Paris mit.

Nach Wahlniederlage "lieber sterben als aufgeben"

In Abidjan halten die verbliebenen Truppen und Anhänger Gbagbos nur noch in wenigen Bezirken die Stellung. Allerdings schienen sie am Samstag wieder die Kontrolle über den Fernsehsender in Abidjan wiedererlangt zu haben.

Gbagbo, der bei den Wahlen im November verloren hatte, will nach den Worten seines Vertrauten Alain Toussaint "lieber sterben als aufgeben". Dies sagte er dem französischen Fernsehsender "I-Télé". Unklar war am Freitag der Aufenthaltsort des 65-Jährigen Gbagbo. Der abgewählte Präsident befand sich nach Informationen des britischen Fernsehsenders BBC mit seiner Familie in seiner Residenz in Abidjan.

In den vergangenen Tagen hatten die Streitkräfte der Elfenbeinküste ihre bisherige Loyalität zu Gbagbo aufgegeben. Ein namentlich nicht genannter Offizier sagte der Nachrichtenagentur dpa in Abidjan: "Die Polizei und etwa 50.000 Soldaten haben ihre Posten aufgegeben. Für Gbagbo kämpfen nur noch etwa 2.000 Mann aus Republikanischer Garde und bewaffneten Studenten".

dpa