Ist Fundraising nur etwas für weltweit agierende Organisationen wie Unicef, Brot für die Welt und Greenpeace? Oder können auch kleine Initiativen ins Fundraising einsteigen? Ist Fundraising der schnelle Weg zu Geld? Und gibt es dafür auch ein deutsches Wort?
Keine Chance auf den schnellen Euro
Fangen wir mit der letzten Frage an: Das angelsächsische Wort Fundraising hat sich inzwischen durchgesetzt und ein passendes deutsches noch nicht gefunden. Fund steht für Mittel, Kapital und Geld, to raise für erheben, wachsen lassen und einwerben.
Doch geht es keineswegs um den schnellen Euro. Wer hofft, mit Fundraising in null Komma nichts eine gute Idee umsetzen zu können, ist auf dem Holzweg. Fundraising braucht nämlich einen langen Atem. Anders als vielleicht zu erwarten, fragt Fundraising nicht in erster Linie nach Geld. Es fragt danach, wer – neben den Initiatoren selbst – noch dafür brennen könnte, wandernde Kröten – diesmal die richtigen – einzusammeln, die alte Orgel zu sanieren, Opfern von Naturkatastrophen zu helfen oder einen Clown-Workshop für Sechsjährige auf die Beine zu stellen. Damit wird klar, dass Fundraising nicht nur etwas für die Großen ist, sondern auch im Kleinen helfen kann. Das Beispiel der Kröten zeigt übrigens, dass Fundraising auch die Freiwilligenarbeit im Blick hat.
Langfristige Arbeit
Und was ist jetzt Fundraising genau? Fundraising will Unterstützer für den guten Zweck gewinnen, damit der gute Zweck überhaupt umgesetzt werden kann. Dies gelingt mit beziehungsorientierter Kommunikation, mit Beziehungsaufbau und Beziehungspflege. Fundraising spricht Menschen an, die genau die Werte und Visionen teilen, die der gute Zweck verkörpert. Menschen, die mit ihrem Engagement die Welt ein Stück weit verbessern wollen. Für Naturschutzverbände sind das in erster Linie umweltbewusst lebende Menschen, für Kirchengemeinden ihre aktiven Gemeindeglieder, für große Hilfsorganisationen all diejenigen, die mit den betroffenen Menschen mitfühlen und ihnen helfen wollen. Bei Naturkatastrophen heißt das meistens: helfen lassen wollen.
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Fundraising lädt ein mitzumachen, damit gemeinsame Träume wahr werden können. Mitmachen kann heißen: Geld geben, sich ehrenamtlich engagieren, weitere Menschen und Institutionen ins Boot holen, gute Kontakte einbringen oder Dienstleistungen kostenfrei erbringen. Wer meint, Fundraising sei ein Zauberwort, irrt. Fundraising ist harte, auf Langfristigkeit angelegte Arbeit. Die gleichwohl Spaß machen kann.
Wenn es jedoch im Fundraising ein Zauberwort gibt, dann dieses: Begeisterung. Wer sich für eine Sache, ein Thema, ein Projekt begeistert, will mehr damit zu tun haben. Will dabei sein, wenn es erfolgreich umgesetzt wird, will Gleichgesinnte kennenlernen. Und wird von ganz allein den Wunsch verspüren, Zeit, Geld oder andere Mittel und Fähigkeiten einzubringen. Diese Begeisterung zu wecken, das ist Aufgabe des Fundraisings.
Vielfältige Fortbildungen zum Thema
Doch kann man es lernen, andere für die eigene Sache zu begeistern? Viel hilft schon das Feingefühl für den Umgang mit Menschen und Themen. Lernen kann man es außerdem. Landauf, landab finden Fundraising-Fortbildungen statt. Die renommierte Fundraising Akademie im Frankfurter Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) (zu dem auch evangelisch.de gehört) bietet sogar einen zweijährigen berufsbegleitenden Studiengang Fundraising-Manager/in (FA) an.
Wer erst einmal in das Thema hineinschnuppern möchte, liegt mit dem Besuch eines eintägigen Fundraising-Tages richtig. Zahlreiche Landeskirchen bieten solche Tage an, z. B. die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Deren nächstes Fundraising-Forum Hessen und Nassau findet am 5. Mai in Frankfurt statt. Am 27. Juni 2011 folgt der Fundraisingtag Baden-Württemberg in Stuttgart, eine Veranstaltung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Beide Veranstalter kooperieren mit der Fundraising Akademie.
Christiane Sadtler ist selbstständige Fundraising-Beraterin in Bad Homburg.