"Für immer Venedig", 26. März, 20.15 Uhr im WDR
Die Donna-Leon-Verfilmungen der ARD-Tochter Degeto zeigen Venedig meist im Frühsommer. Dieser Krimi aber spielt im Herbst, Straßen und Plätze sind deutlich weniger bevölkert, Nebel wallen durch die Kanäle; Handlung (Hans G. Raeth) und Inszenierung (Michael Steinke) bieten Muße genug, um auch mal andere Seiten der "Serenissima" zu genießen. Die Geschichte hingegen ist recht harmlos. Die wenigen Spannungshöhepunkte werden den Herzschlag kaum beschleunigen, zumal das Tempo ohnehin gemächlich ist.
Mit Christian Wolff und Charlotte Schwab
Robert Frank (Christian Wolff), pensionierter Spezialist für Alarmanlagen und Versicherungsberater, lässt sich von Tochter Claudia (Susanne Gärtner) zu einer Reise nach Venedig überreden: Seine geschiedene Frau Louise (Charlotte Schwab) hat dort eine Ausstellung mit antiker venezianischer Glaskunst organisiert. Prunkstück der Sammlung ist ein kostbares, mythisch verklärtes Trinkgefäß, das einst dem Flottenführer Andrea Doria gehört haben soll, der in Norditalien noch heute als "Vater des Vaterlandes" verehrt wird. Sollte dieser Becher zerstört werden, würde Venedig vom Meer gefressen, heißt es in der Legende. Prompt wird er bei der Vernissage während eines kurzes Stromausfalls gestohlen. Louise will kein Aufsehen erregen und betraut ihren Ex-Mann mit den Ermittlungen. Der findet in Restaurantbesitzerin Mia (Gaby Dohm) eine ungemein sympathische Mitstreiterin. Zwischen Claudia und Mias Sohn Marco (Gunter Gillian), einem alleinerziehenden Vater eines allerdings schwerkranken Sohnes, knistert es ebenfalls gewaltig.
Als Tochter Claudia zufällig ein Telefonat von Louises zwielichtigem Konkurrenten Jetrowitsch (Oscar Ortega Sánchez) belauscht, bei dem dieser der berühmten Kunstsammlerin Cantonelli (Gisela Trowe) ein ganz seltenes Stück anbietet, scheint der Fall klar. Doch Jetrowitsch hat mit der Sache nichts zu tun. Statt dessen taucht eine Lösegeldforderung auf. Die erste Übergabe scheitert noch, aber bei der zweiten erleben Vater und Tochter eine Riesenüberraschung. Als sie die Hintergründe erfahren, die zum Diebstahl geführten, stecken sie in einem echten moralischen Dilemma.
Die (sichtbare) Laserüberwachung des Gefäßes sieht ein bisschen dilettantisch aus, Christian Wolff verbreitet einen etwas zerknitterten Charme und Susanne Gärtner verströmt bei Weitem nicht so viel Liebreiz, wie die Rolle es verlangt. Aber die Liebelei zwischen Robert und Mia entwickelt sich sehr überzeugend und ist zudem weitaus glaubwürdiger als die Romanze zwischen Claudia und Marco, die schon nach vier Tagen beschließen zu heiraten. Sehr hübsch ist allerdings ein Einfall, der die gegenseitige Attraktion so richtig in Gang bringt: Ein Fotograf hält das Paar für zwei Models, die für einen Bildband "Verliebt in Venedig" in einer Gondel turteln sollen, und das tun sie dann auch nach Kräften.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).