Führungsqualität nimmt mit dem Alter zu - bei Elefanten

Führungsqualität nimmt mit dem Alter zu - bei Elefanten
Ältere Elefantendamen können Gefahren besser einschätzen und treffen bessere Entscheidungen zum Schutz ihrer Herde. Sie reagieren auch besonders sensibel auf das Gebrüll männlicher Löwen. Das berichtet ein internationales Forscherteam in den "Proceedings B" der britischen Royal Society. Die Herde profitiert somit von der Führung durch ältere Tiere, da diese oft jahrzehntelange Erfahrung in der Einschätzung und im Umgang mit Gefahren haben.

Weibliche Afrikanische Elefanten leben mit ihrem Nachwuchs in Familieneinheiten, die von der ältesten Elefantendame angeführt werden. Diese Matriarchin spielt eine zentrale Rolle in der Führung der Gruppe und bei der Abwehr von Gefahren. Zu den wenigen ernstzunehmenden Feinden der Elefanten zählen die Löwen, und zwar vor allem die größeren männlichen Tiere. Diese haben es in erster Linie auf die Jungtiere abgesehen.

Karen McComb von der University of Sussex in Brighton (Großbritannien) und ihre Mitarbeiter spielten 39 Familien Afrikanischer Elefanten im kenianische Amboseli-Nationalpark Aufnahmen von Löwengebrüll vor. Auf einem Teil der Aufnahmen waren drei, auf einem anderen Teil nur ein Löwe zu hören, und zwar jeweils entweder männliche oder weibliche Tiere. Ergebnis: Auf das Gebrüll von drei weiblichen oder männlichen Löwen reagierten alle Elefantengruppen stärker als auf das Gebrüll von nur einem Tier.

Jüngere Leittiere unterschätzen Gefahren

Familien mit eher jungen Matriarchinnen unterschätzten aber häufig die höhere Gefahr, die sich beim Gebrüll männlicher Löwen ankündigt. Je älter die Familienführerin, desto sensibler reagierte sie auf das männliche Gebrüll: Sie hörte für längere Zeit aufmerksam zu, die Familie rückte schneller und enger zusammen, einige Gruppen bewegten sich auch in die Richtung des Gebrülls, um den möglichen Angreifer zu vertreiben.

Grundsätzlich sind Angriffe von Löwen auf Elefanten selten. Noch seltener seien Angriffe männlicher Löwen, da es in den Populationen grundsätzlich mehr weibliche Tiere gebe. Es sei demnach nicht verwunderlich, dass Elefanten erst im Laufe ihres langen Lebens Erfahrung ansammeln und im Alter männliches Gebrüll besser erkennen und einschätzen können, schreiben die Forscher. Für menschliche Ohren sei der Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Löwengebrüll kaum zu hören.

dpa