Japan kämpft um Kühlung in Fukushima

Japan kämpft um Kühlung in Fukushima
Wasserstoffexplosion, Kühlwasser-Ausfall, beginnende Kernschmelze: Die Serie dramatischer Nachrichten aus dem Katastrophenkraftwerk Fukushima Eins sorgt für Entsetzen.

Der Kampf um das Atomkraftwerk Fukushima Eins hält die Welt in Atem: Jetzt droht in drei Reaktoren eine Kernschmelze, wie Regierungssprecher Yukio Edano am Montag der Nachrichtenagentur Kyodo sagte. Im Reaktorblock 2 könnte die Kernschmelze bereits begonnen haben, sagte die Betreibergesellschaft Tepco. Dort ragten die Brennstäbe am Abend aus dem Wasser heraus, nachdem es zu Problemen mit einem Ventil gekommen war, wie die Betreibergesellschaft Tepco mitteilte. Daraufhin pumpten Techniker erneut große Mengen Meerwasser in die Anlage.

Am späten Abend (Ortszeit) wurde am Haupttor des Atomkraftwerks eine erhöhte Radioaktivität von 3130 Mikrosievert gemessen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete - dies sei doppelt so hoch wie der zuvor gemessene Höchstwert. Die Kühlung des Reaktors 2 brach am Montag mehrfach zusammen - jedes Mal gelang es den Technikern der Betreiberfirma Tepco, wieder Meerwasser in die Kammern mit den vier Meter hohen Brennstäben zu pumpen. Zuvor hatte es um 11.00 Uhr Ortszeit (03.00 Uhr MEZ) eine zweite Wasserstoffexplosion gegeben: Diesmal war Reaktorblock 3 betroffen. Sieben Arbeiter wurden verletzt und fünf verstrahlt, wie Kyodo berichtete.

Mit einer Kernschmelze steigt die Gefahr, dass der Druckbehälter beschädigt und hochgradig radioaktives Material aus dem Reaktor-Inneren freigesetzt wird. Deshalb sei es außerordentlich wichtig, die Brennstäbe möglichst schnell wieder abzukühlen, betonte Sven Dokter von der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit im dpa-Gespräch. Bei einer vollständigen Kernschmelze mit extrem hohen Temperaturen und hohem Druck sei nicht auszuschließen, dass sich die heiße Masse durch den Boden des Druckbehälters fresse. Treffe sie später auf Grundwasser, könnte es zu einer verheerenden Dampfexplosion kommen.

US-Militär floh vor der Strahlung

Nach einem heftigen Nachbeben und einer neuen Tsunami-Warnung wurde das Unglücks-Atomkraftwerk in Fukushima am Montag von einer zweiten Wasserstoffexplosion - diesmal in Reaktor 3 - erschüttert. Die Betonhülle des Gebäudes wurde beschädigt. Nach Informationen von Greenpeace enthält der Reaktor 3 das besonders gesundheitsgefährdende Plutonium. Nach Angaben der japanischen Behörden blieb der Reaktor selbst intakt. Am Samstag war es zu einer ähnlichen Explosion in einem Gebäude des Reaktors 1 gekommen.

Die US-Marine setzte den Hilfseinsatz ihrer Schiffe vor der japanischen Küste wegen einer leichten Verstrahlung vorübergehend aus. In der Umgebung, an Hubschraubern und bei ihren Besatzungsmitgliedern sei eine geringe Dosis Radioaktivität festgestellt worden, teilte die US-Marine mit. Der Flugzeugträger "USS Ronald Reagan" und andere Schiffe der Siebten Flotte seien abgedreht, um nicht mehr dem Wind aus Richtung Fukushima ausgesetzt zu sein. In der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) nahm das US-Militär die Aktion dann wieder auf.

Probleme mit der Kühlung gibt es auch im rund zwölf Kilometer entfernten Atomkraftwerk Fukushima Zwei. Dort arbeiten Experten an der Wiederherstellung der Kühlung von zwei Reaktoren. Bisher habe man bei keinem der vier Reaktoren Druck abgelassen, teilten die japanischen Behörden der Internationalen Atomenergieorganisation IAEA mit. Zudem versagte im AKW Tokai am Sonntag (MEZ) eine Pumpe für das Kühlsystem. Die Anlage steht nur rund 120 Kilometer nordöstlich von Tokio. Die Botschaften mehrerer EU-Staaten legten ihren Bürgern nahe, Japan zu verlassen.

dpa