350 Jahre "Michel": Hamburgs Wahrzeichen feiert Geburtstag

350 Jahre "Michel": Hamburgs Wahrzeichen feiert Geburtstag
Der Hamburger Michel, prachtvoller Barockbau und Wahrzeichen der Hansestadt, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Drei Mal wurde das Gotteshaus zerstört, drei Mal wieder aufgebaut. Am Sonntag feiern die Menschen in Hamburg das 350-jährige Jubiläum der Sankt-Michaelis-Kirche.
11.03.2011
Von Hendrik Holdmann

Zwei Brände, Luftangriffe, Trauerfeiern und Motorradgottesdienste - der "Michel" hat viel mitgemacht. Die erstmals am 14. März 1661 eingeweihte Hamburger Barockkirche feiert nun ihren 350. Geburtstag. In der St. Michaelis Kirche wurden neben Gottesdiensten und Konzerten auch Trauerfeiern für berühmte Hamburger Persönlichkeiten wie Loki Schmidt, Heidi Kabel oder Max Schmeling veranstaltet. Der symbolträchtige Turm, der die größte Turmuhr der Welt mit einem Durchmesser von etwa acht Metern trägt, galt über Jahrhunderte als bekannter Orientierungspunkt für Seefahrer und lockt noch heute Touristen aus aller Welt an.

"Der Michel ist das kulturelle Highlight der Nordelbischen Kirche und ist ein Identifikationssymbol für alle - nicht nur für Christen", sagt der Pressesprecher der Nordelbischen Kirche, Mathias Benckert. Dass ausgerechnet dieses Gotteshaus unter französischer Besatzung als Pferdestall herhalten sollte, und warum es dann doch nicht dazu gekommen ist, wissen nur wenige Hamburger.

Blitzeinschlag zerstört "Michel" bis auf die Grundmauern

Der "Große Michel" musste im Laufe seiner Geschichte viele Katastrophen überstehen, denn gleich dreimal wurde er zerstört. Die Geschichte des "Michels", der seinen Namen vom Erzengel Michael hat, beginnt um das Jahr 1600. Die Pest wütet in der Hansestadt und fordert mehr und mehr Menschenleben. Außerhalb der damaligen Stadtmauern wird deshalb ein neuer Friedhof errichtet. Der Pestfriedhof, der in der heutigen Neustadt liegt, erhält bald darauf eine Kapelle mit dem Namen St. Michael. Das heute als St. Ansgar Kirche bekannte Gotteshaus erweist sich allerdings schnell als zu klein und so beschließt man 1647 unter der Bauleitung von Christoph Corbinus den Bau einer größeren Kirche - dem "Großen Michel". Am 14. März 1661 wird der noch turmlose "Michel" eingeweiht. Erst acht Jahre später wird der Turm fertiggestellt.

Ein Blitzeinschlag im März 1750 sorgt dafür, dass die Kirche zum ersten Mal bis auf ihre Grundmauern niederbrennt. Der nur 200 Meter entfernte "Kleine Michel" muss daraufhin als Ersatzkirche herhalten. Bereits ein Jahr später wird der Grundstein für den Wiederaufbau der abgebrannten Kirche gelegt. Johann Leonhard Prey und Ernst Georg Sonin erhalten den Auftrag. Der Bau des damals noch hölzernen Turms erfolgt ohne Gerüst, er kann erst 1786 - 24 Jahre später - eingeweiht werden.

Als Hamburg an das französische Kaiserreich angegliedert wird, bleibt der "Michel" im Gegensatz zu anderen Hamburger Kirchen von der Nutzung als Pferdestall verschont. Zwölf Gemeindemitglieder stellen die 300 geforderten Pferdeplätze zur Verfügung und verhindern damit diese Nutzung des Gotteshauses. Im "Kleinen Michel" feiern die Franzosen katholische Messen.

Ein verheerender Brand und der Zweite Weltkrieg

Bereits 1906 zerstört das Feuer nochmals den "Großen Michel". Bei Arbeiten am Kupferdach des Turmes kommt es zu einem verheerenden Brand bei dem das Feuer nicht nur den Turm und die Kirche komplett zerstört, sondern auch ein Turmwächter in den Flammen ums Leben kommt. Man will die St. Michaelis Kirche zurück und beschließt einen Tag später den Wiederaufbau in alter Form. Vierzig Jahre später folgt die nächste Katastrophe, denn kurz vor Kriegsende wird der bis dahin überwiegend verschont gebliebene "Michel" von Bomben zerstört. Zum dritten Mal wird die Kirche nach der Behebung der Kriegsschäden am 19. Oktober 1952 wieder eingeweiht.

Mehrere Jahre Sanierung liegen gerade hinter dem Gebäude. Der Beton im zweithöchsten Turm Hamburgs hatte sich über Jahre hinweg mit Wasser vollgesogen und damit den Stahl in der Turmkonstruktion zum Rosten gebracht. Die rund 13 Millionen Euro dafür wurden zu einem großen Teil aus Spenden aufgebracht.

dpa