Katholische Bischöfe stehen vor schwierigen Beratungen

Katholische Bischöfe stehen vor schwierigen Beratungen
Wenn sich die katholischen Bischöfe Deutschlands von Montag an zu ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Paderborn treffen, haben sie viele Gesprächsthemen. Denn es sind unruhige Zeiten für die Kirche: Missbrauch, Priestermangel, Austritte und aufmüpfige Theologen prägen die Schlagzeilen. Und im September kommt der deutsche Papst Benedikt XVI. nach Deutschland.
11.03.2011
Von Matthias Benirschke

Vom Paradies ist die katholische Kirche im Moment weit entfernt. Seit Jahren sinkt die Zahl ihrer Mitglieder, Pfarrer sind überlastet oder Mangelware, zahllose Menschen klagen Geistliche des sexuellen Missbrauchs an und Hunderte Theologen mahnen grundlegende Reformen an. Genügend Gesprächsstoff also, wenn die 70 Mitglieder der Bischofskonferenz an diesem Montag zu ihrer viertägigen Frühjahrsvollversammlung nach Paderborn kommen.

"Ökumene steht nicht zum Besten"

Wer vor dem Treffen von den Bischöfen etwas erfahren möchte, hört meist "Kein Kommentar". Man wolle den Beratungen nicht vorgreifen. Ein Schwerpunkt soll die Ökumene sein, vor allem im Hinblick auf die Kirchen der Reformation. Auch hier gibt es offenbar Gesprächsbedarf. Kritiker sprechen von einem recht saft- und kraftlosen Prozess. "Mit der Ökumene ist es nicht zum Besten bestellt", sagt Christian Weisner vom Bundesteam der Reformbewegung "Wir sind Kirche".

Das sieht Papst Benedikt XVI. möglicherweise ähnlich. Gerade hat er die Programmgestalter seines Deutschlandbesuches im September (22. bis 25. September) freundlich, aber bestimmt wissen lassen, dass er die knappe Stunde, die für ein Gespräch mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, vorgesehen war, nicht für angemessen halte. Ein stärkerer ökumenischer Akzent sei notwendig.

Mehr Dialog, mehr Transparenz fordern Kritiker schon lange von der Kirche. Da schien das Gesprächsangebot des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, vom Herbst 2010 eine echte Verbesserung zu versprechen. Doch auch hier vermissen Kritiker konkrete Schritte.

Taten sollen dem Dialog folgen

"Wir wollen die Bischöfe ermutigen, dem im vergangenen Jahr angekündigten Dialog nun endlich Taten folgen zu lassen", kündigte Weisner an und unkte, die Stimmung aus dem "Missbrauchsjahr" 2010, die eine gewisse Öffnung der Kirche andeutete, scheine schon wieder verflogen zu sein. Auch die inzwischen mehr als 250 Theologen, die einen kürzlich veröffentlichten Reformappell unterzeichnet haben, verstehen ihre Wortmeldung als Beitrag zu diesem Dialog. Sie halten unter anderem die Aufhebung des Pflichtzölibats für Priester und mehr Demokratie in der Kirche für nötig. Eine qualifizierte Antwort der Bischöfe wird aus Paderborn erwartet.

Auch die Entschädigung der Missbrauchsopfer dürfte auf ihrer Agenda stehen. Die Bischöfe hatten Anfang März bis zu 5.000 Euro Entschädigung für minderjährige Opfer sexuellen Missbrauchs durch Angehörige der Kirche angekündigt. "Härtefälle" könnten mit mehr Geld rechnen. Gleich mehrere Initiativen wollen am Montag in Paderborn ihrem Unmut über dieses Angebot Ausdruck verleihen.

Kritik an Entschädigungsangebot

"Das Entschädigungsangebot ist schon von der Höhe her nicht angemessen", sagt Matthias Katsch, Sprecher der Opfervereinigung "Eckiger Tisch". Empörend seien auch die Begleitumstände: Keine Beteiligung, kein Dialog. "Und es soll eine geheime Kommission der Kirche über die Entschädigung entscheiden. Das ist sehr intransparent. Das ist Kirche von oben, sogar wenn sie etwas Gutes machen wollen."

Auch "Wir sind Kirche" ist mit dem Angebot unzufrieden. "Die Frage ist: Sind die Bischöfe überhaupt bereit, mit dem Kirchenvolk zu reden?", fragt Weisner. "Die Bischöfe in Österreich sind wesentlich weiter gegangen." Dort gehe es um deutlich mehr Geld. "Maximal 5.000 Euro für ein verpfuschtes Leben sind ein Hohn."

Die Bischofskonferenz ist das höchste Gremium der katholischen Kirche in Deutschland. Ihr gehören die gegenwärtig 70 Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe und Weihbischöfe aus den 27 deutschen Diözesen an. Die Frühjahrs-Vollversammlung findet in jährlich wechselnden Städten statt, die Zusammenkunft im Herbst immer in Fulda.

dpa