EKD-Ratsvorsitzender: Islam muss "noch richtig ankommen"

EKD-Ratsvorsitzender: Islam muss "noch richtig ankommen"
Die Debatte um die Äußerungen des neuen Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich (CSU) zum Islam in Deutschland reißt nicht ab. Seine Aussagen stoßen aus Skepsis.

Die Aussage Friedrichs, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, "hat bereits kränkend unter den Muslimen gewirkt und einen nicht unerheblichen Teil ihrer Identität verkannt", erklärte die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) am Montag in Köln in einem offenen Brief. Der Islam sei als Religion und als kulturelles Erbe Mitgestalter der modernen Welt.

Türkische Gemeinde in Deutschland kritisiert Minister

Nicht nur die Geschichte Deutschlands, sondern auch die Geschichte des Westens sei ohne den Islam nur eine unvollständige Geschichte, unterstrich der Verband, der dem türkischen Staat nahesteht. Auch der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, zeigte sich enttäuscht über den Innenminister. "Wir sind offen für den Dialog, aber wir müssen abwarten, welchen Standpunkt der Minister tatsächlich vertritt", sagte Kolat der "Berliner Zeitung" (Montagsausgabe).

Friedrich hatte am vergangenen Donnerstag wenige Stunden nach seiner Ernennung dem Satz von Bundespräsident Christian Wulff widersprochen, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Dies lasse sich "auch aus der Historie nirgends belegen", sagte der CSU-Politiker. Zugleich unterstrich er, Muslime in Deutschland gehörten als Bürger selbstverständlich zu diesem Land.

EKD-Ratsvorsitzender: Islam muss "noch richtig ankommen"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Niklaus Schneider, sagte der "Frankfurter Rundschau" (Montagsausgabe): "Durch den Glauben der Muslime in Deutschland ist auch der Islam da." Als gesprächsfähiger Partner indes stehe der Islam noch "sehr am Anfang". "Da muss er in der Tat noch richtig ankommen", sagte Schneider.

Auf ausdrückliche Zustimmung stieß Friedrichs Islamkritik beim Vorsitzenden der konservativen "Konferenz Bekennender Gemeinschaften", Ulrich Rüß. Es gelte "unbestritten", dass Kultur und Tradition Deutschlands sich dem Christentum verdankten, sagte der Hamburger Pastor dem epd. Die "Konferenz Bekennender Gemeinschaften" vertritt konservative Christen in den evangelischen Landeskirchen.

Die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, warf dem Innenminister vor, die Realität des Islam in Deutschland zu verleugnen. Statt Integration voranzutreiben habe sich Friedrich "symbolkräftig auf die Seite von Gegensatz und Spaltung geschlagen und alte Feindbilder bedient".

epd