Merkel macht Druck für mehr Frauen in Top-Jobs

Merkel macht Druck für mehr Frauen in Top-Jobs
Chefinnen sind in deutschen Unternehmen eine Rarität. Das beklagt auch Kanzlerin Merkel. Um daran etwas zu ändern, redet sie den Wirtschaftsbossen ins Gewissen. Eine Quote will sie aber nicht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will den Druck auf die Wirtschaft erhöhen, um mehr Frauen in Top-Jobs zu bringen. "Deutschland gehört zu den Letzten in der Welt, wenn es um den Anteil von Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft, insbesondere bei den großen Unternehmen geht", beklagte Merkel am Samstag in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft zum 100. Internationalen Frauentag (8. März). "Deshalb muss hier in den nächsten Jahren viel passieren."

Da die Wirtschaft ihre Selbstverpflichtung nicht erfüllt habe, werde es "in naher Zukunft sehr zielorientierte Gespräche" geben, um den Anteil von Frauen zu erhöhen, kündigte Merkel an. Konkrete Ziele nannte sie aber nicht. Eine Quote für Frauen in Firmenvorständen und Aufsichtsräten, wie sie Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ins Gespräch gebracht hatte, lehnt Merkel entschieden ab.

Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin drohte den deutschen Konzernen mit einer aus Brüssel vorgeschriebenen Frauenquote. "Wenn die großen Unternehmen sich nicht freiwillig verpflichten, wird die EU-weite Quote so sicher kommen wie das Amen in der Kirche", sagte die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Für die deutschen Unternehmen sei es "fünf vor zwölf, wollen sie die gesetzliche Quote noch stoppen".

Nur ein deutscher Manager kam zu EU-Treffen

EU-Justizkommissarin Viviane Reding gibt der Selbstregulierung noch ein Jahr Zeit, "dann wären rechtsverbindliche, durchsetzbare Quoten vonnöten", sagte sie der Zeitung. Börsennotierte Unternehmen sollen sich verpflichten, die Vorstände bis 2015 zu 30 Prozent mit Frauen zu besetzen und bis 2020 zu 40 Prozent. Um den Managern ins Gewissen zu reden, habe Reding kürzlich Vorstände und Aufsichtsräte aus zehn Ländern nach Brüssel geladen - aus Deutschland sei nur der scheidende BASF-Chef Jürgen Hambrecht gekommen.

Auch die rheinland-pfälzische Sozialministerin Malu Dreyer sprach sich für eine Frauenquote in der Wirtschaft sowie gleiche Löhne und mehr Väter in Elternzeit aus. "Es fehlt noch immer bei vielen Männern das Bewusstsein, dass sich ein verändertes Rollenverständnis durchsetzt", beklagte die SPD-Politikerin in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Mainz. "Ich bin für Quoten in Aufsichtsräten." Auch in Parteien sei es nur durch Quotenregelungen möglich geworden, dass Frauen so präsent in der Politik seien. 

dpa