Verwirrung um den neuen Biosprit E10

Verwirrung um den neuen Biosprit E10
Im Streit um den neuen "Biokraftstoff" E10 hat die Firma BMW ihre Aussagen zur Verträglichkeit korrigiert. Während die Mineralölwirtschaft jetzt von Strafzahlungen verschont werden will, diskutieren Politiker weiter über das E10-Konzept der Bundesregierung.

Angesichts der Verwirrung um die Verträglichkeit des neuen Bio-Kraftstoffs E10 fordert die Mineralölwirtschaft, dass sie keine Strafen zahlen muss, falls die Bio-Quote beim Sprit nicht erfüllt wird. "Niemand darf dafür bestraft werden, dass Autos kein E10 vertragen und deshalb die Bio-Quote einfach nicht erfüllt werden kann", sagte Klaus Picard, Chef des Mineralölwirtschaftsverbandes, der "Bild"-Zeitung.

Scheitere E10, könnte die Bio-Quote im laufenden Jahr kaum erfüllt werden. Je zu wenig verkauftem Liter drohe eine gesetzlich vorgeschriebene Strafe von rund zwei Cent. Experten befürchten, dass die Benzinbranche die Strafe als versteckte Steuererhöhungen auf die Spritpreise aufschlagen könnte.
Die FDP plädiert für die Verschiebung der E10-Einführung um einige Monate. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hält dagegen an der Tauglichkeit des Bio-Sprits fest. "Fast alle Autos vertragen das neue Benzin", sagte er der "Saarbrücker Zeitung".

Außerdem habe die Bundesregierung dafür gesorgt, "dass die rund sieben Prozent älteren Modelle, die es nicht vertragen, unbefristet weiter das alte E5 tanken können", betonte Röttgen. Beim Benzin-Gipfel am Dienstag gehe es darum, "die Verunsicherung beim Verbraucher gemeinsam abzubauen".

Vorschlag: Verkaufsstart verschieben

Auch nach Ansicht des FDP-Verkehrspolitikers Patrick Döring müssen die Verbraucher bei Thema E10 zunächst "Klarheit und Sicherheit bekommen". Er sprach sich im Berliner "Tagesspiegel" deshalb dafür aus, die Einführung des Kraftstoffs um einige Monate zu verschieben. Dann würden die Menschen den neuen Kraftstoff auch kaufen. "Auf ein paar Monate mehr oder weniger" komme es beim Verkaufsstart des mit zehn Prozent Ethanol aus Weizen, Zuckerrüben und Mais versetzten Biosprits nicht an, argumentierte Döring.

Die Grünen forderten Röttgen auf, Konsequenzen zu ziehen: "Es geht nicht nur um eine katastrophale Informationspanne der Bundesregierung, sondern es geht auch darum, dass das E-10-Konzept der Bundesregierung gescheitert ist", sagte Grünen-Parteichef Cem Özdemir der "Rheinischen Post". Er bedauerte, dass der nötige Beitrag des Verkehrs zum Klimaschutz nun ausfalle. E10 sei eine unausgegorene Antwort gewesen.

BMW rudert zurück

Nach einem vielbeachteten Interview des Leiters der BMW-Mechanikentwicklung zur Verträglichkeit des neuen Sprits stellte der bayrische Autobauer am Sonntagabend klar: "BMW unterstützt die Einführung von E10-Superkraftstoff in Deutschland." An den technischen Bewertungen, die während des Gesetzgebungsverfahren für Europa und Deutschland getroffen wurden, habe sich nichts geändert, teilte BMW-Sprecher Bernhard Ederer mit.

"Die Aussagen von Herrn Brüner zum Thema E10-Verwendung für BMW-Fahrzeuge bezogen sich ausdrücklich nicht auf Länder mit Kraftstoffqualitäten wie die in der EU verwendeten, sondern auf Länder mit deutlich minderwertigen Kraftstoffqualitäten", zitierte Ederer Klaus Draeger, Entwicklungsvorstand der BMW Group. Die "Welt am Sonntag" hatte Thomas Brüner mit dem Verdacht zitiert, dass Motoren durch E10 stärker als bisher bekannt in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Daher könne es sein, dass Ölwechselintervalle verkürzt werden müssten.

Draeger betonte dagegen erneut, "dass grundsätzlich in allen BMW-Pkw-Modellen sämtlicher Baujahre der unbedenkliche Einsatz von E10 Kraftstoffen möglich ist". Einige wenige ältere BMW-Fahrzeuge benötigten aus Gründen der Klopffestigkeit den Kraftstoff Super Plus ROZ 98. Diese eigneten sich daher unabhängig vom Ethanolgehalt nicht für Superkraftstoff. Eine entsprechende Aufstellung habe der ADAC am 1. März veröffentlicht.

dpa