Es sei nach wie vor nicht klar, was mit dem Einsatz der Bundeswehr in dem Land eigentlich geplant sei und was erreicht werden solle, sagte Brams, der vor kurzem mit einer EKD-Delegation und dem EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider in Afghanistan war. Er kritisierte ferner die neue offensive Strategie der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF. Diese sei für die Soldaten hoch gefährlich und zudem sehr fragwürdig.
Er habe erhebliche Zweifel, ob der Einsatz in Afghanistan friedensethisch legitimiert werden könne. Es handele sich um ein "schwammiges Mandat", fügte Brahms (Foto links) hinzu, der auch leitender Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche ist.
Immerhin gehe der zivile Aufbau im Land auf einem allerdings sehr niedrigen Niveau voran, schilderte Brahms einige positive Aspekte. So sei die Kindersterblichkeit von 256 Fällen pro 1.000 Geburten auf nunmehr 156 Fälle gesunken. Etwa die Hälfte der Kinder könne eine Schule besuchen. Schwierigkeiten gebe es aber nach wie vor in der Wirtschaft. Betrug der Anteil Afghanistans an der Versorgung des Weltmarktes mit Trockenfrüchten früher 80 Prozent, sei er nunmehr auf null gesunken.
Kein "weiter so" im Afghanistaneinsatz
Ein sofortiger Abzug der Truppen aus Afghanistan wäre allerdings nicht sinnvoll, schränkte Brahms ein. Man könne sich aber das kanadische Modell zum Vorbild nehmen, das eine Überprüfung und Auswertung des Einsatzes alle drei Monate vorsehe. So könne überprüft werden, ob vorher gesteckte Ziele auch erreicht würden. Ein einfaches "weiter so" in der Afghanistanpolitik entziehe jedoch dem Einsatz seine friedenspolitische Legitimation.
Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hatte in ihrer Neujahrspredigt 2010 den Bundeswehr-Einsatz heftig kritisiert. Vor allem ihr Satz "Nichts ist gut in Afghanistan" löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus.