Gleichwohl stehen Journalisten angesichts der digitalen Entwicklung vor enormen Herausforderungen, so die Meinung von Online- und Printjournalisten, die der Bundestags-Kulturausschuss am Mittwoch in Berlin zu einem Gespräch über "Qualitätsjournalismus in Zeiten des Internets" eingeladen hatte.
"Multimediales Storytelling"
Hans Leyendecker, leitender politischer Redakteur bei der "Süddeutschen Zeitung", sieht im Internet neue Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zwischen Journalisten und Lesern. So habe sich die Netzgemeinde nach dem von seiner Zeitung veröffentlichten Bericht über Plagiate in der Doktorarbeit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zusammengetan und zahllose weitere Beispiele gefunden.
Die Geschäftsführerin von "Spiegel Online", Katharina Borchert, kritisierte, viele Verlage degradierten ihre Online-Journalisten zu einer Art "Contentschubsern". Zugleich beklagten sie sich über die mangelnde Qualität des Onlinejournalismus. Das Internet biete aber ganz neue Formen für Qualitätsjournalismus, etwa durch "Multimediales Storytelling" und den unmittelbaren Kontakt zu den Nutzern.
"Das große Ganze" im Auge behalten
Volker Lilienthal, Professor für Praxis des Qualitätsjournalismus an der Universität Hamburg und ehemals verantwortlicher Redakteur des Fachdienstes "epd medien", bezeichnete den Begriff des Qualitätsjournalismus als "weißen Schimmel". Der Bürger erwarte von jeglicher Art des Journalismus Qualität. Lilienthal sieht die Rolle des Journalismus im digitalen Zeitalter vor allem darin, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und "das große Ganze" im Auge zu behalten.
Die wirtschaftliche Situation der Journalisten ist für alle Experten Grund zur Sorge: Leyendecker kritisierte die "Flanellmännchen" in den Verlagen, denen es nur noch um den wirtschaftlichen Erfolg um jeden Preis gehe. Matthias Spielkamp, Projektleiter des Urheberrechts-Informationsportals "irights.info", bemängelte die geringen Honorare von Journalisten. Diese seien gezwungen, ihre Tätigkeit nebenher durch PR zu subventionieren, sagte Spielkamp. Der Publizist Wolfgang Storz bezeichnete das "Geschäftsmodell Tageszeitung" als "in der Fläche gestorben".