Weltkirchenrat will verfolgten Christen helfen

Weltkirchenrat will verfolgten Christen helfen
Die christlichen Minderheiten im Nahen und Mittleren Osten müssen stärker vor Gewalt und Diskriminierung geschützt werden. Das hat sich der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) vorgenommen. Das Schicksal der orientalischen Glaubensgeschwister stand im Mittelpunkt der Sitzung des ÖRK-Zentralausschusses, die am Dienstag in Genf zu Ende ging.
22.02.2011
Von Jan Dirk Herbermann

Die rund 150 Mitglieder des Zentralausschusses forderten von den 349 Mitgliedskirchen ein klares Bekenntnis der Solidarität mit den Christen in muslimischen Ländern. "Der Weltkirchenrat ist wie geschaffen dafür, den Christen im Sudan, im Irak, in Ägypten und anderen Staaten Mut zu machen", sagte Martin Hein, Mitglied im Zentralausschuss und Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Konkret hilft der Weltkirchenrat schon vor Ort: Nach Angaben des ÖRK-Generalsekretärs Olav Fykse Tveit hat der Kirchenbund Politiker in der Region an ihre Verantwortung für den Schutz der Christen erinnert. Tveit forderte auch von politischen Entscheidungsträgern aus anderen Regionen, sich für die orientalischen Christen einzusetzen.

Sorge um Gläubige im Sudan

Es müsse ein "hoher Druck auf die Behörden" in der Region ausgeübt werden, so Tveit. Zudem will der Weltkirchenrat den Dialog und gemeinsame Aktionen von Christen und Muslimen fördern. So soll eine gemeinsame Delegation im Sudan und im neu entstehenden Südsudan die Spannungen zwischen den Religionsgemeinschaften abbauen.

Wie ernst die Lage der Christen in der Region ist, bekundeten sechs Geistliche aus dem Irak. Nach ihren Angaben flüchten täglich irakische Christen vor der Gewalt innerhalb des Landes oder sie bringen sich im Ausland in Sicherheit. Die Gewalt gipfelte im vorigen Jahr, als Terroristen in einer Kirche in Bagdad ein Blutbad anrichteten.

"Die Hoffnung zurückbringen"

Die Geistlichen aus dem Zweistromland forderten während der sechstägigen Sitzung in Genf ein "Leben in Sicherheit" für Iraks Christen. Die Angehörigen der Minderheit sehnten sich nach einem "normalen Dasein". Erzbischof Mar Georgis Sliwa, Metropolit der irakischen Diözese der Apostolischen Assyrischen Kirche, brachte es auf den Punkt: "Die einzige Hoffnung ist es, die Hoffnung zurück zu bringen."

Auch die koptischen Christen in Ägypten hoffen auf die Hilfe des Weltkirchenrates. Der koptische Bischof Daniel erklärte: "Natürlich hoffen wir Kopten auf die klare Unterstützung der anderen christlichen Kirchen im Weltkirchenrat." Die Kopten hätten zu lange unter Diskriminierung und Unterdrückung in Ägypten gelitten, sagte Daniel.

Terror gegen Kopten

Der Geistliche aus dem ägyptischen Alexandria leitet als Bischof die koptische Kirche im australischen Sydney. Bei einem Terroranschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria starben unlängst in der Silvesternacht mehr als 20 Menschen, viele wurden verletzt. Nach dem Sturz des Diktators Hosni Mubarak fürchten koptische Christen, dass der Einfluss der fundamentalistischen Moslembruderschaft in dem bevölkerungsreichsten arabischen Land zu stark werden könnte.

Die leitende Redakteurin der Kairoer Wochenzeitung "Watani International", Samiaa Sidhom, unterstreicht: Die Bruderschaft habe das Ziel, einen streng organisierten islamischen Staat zu errichten. "Nach ihren Plänen müssen sich Frauen verschleiern und sie wollen die Kirchen und Einrichtungen anderer Religionen scharf überwachen", erklärt die Redakteurin. Auch Bischof Hein warnte: "Die Umwälzungen in den arabischen Ländern dürfen nicht zu Lasten der Christen gehen."

Als treibende Kraft hinter dem Engagement des Weltkirchenrats für verfolgte Christen präsentiert sich ÖRK-Generalsekretär Tveit. Der Norweger erklärte zu Beginn seiner Amtszeit Anfang 2010: "Diskriminierte Glaubensbrüder überall auf der Welt benötigen die Hilfe des Weltkirchenrates." Dass im ersten Jahr seiner Amtszeit Dutzende Christen bei Anschlägen im Orient ihr Leben verlieren würden, konnte Tveit damals nicht wissen.

epd