Zölibat: Zollitsch warnt vor "einfachen Lösungen"

Zölibat: Zollitsch warnt vor "einfachen Lösungen"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, weist den Reformappell katholischer Theologie-Professoren zurück. Der vatikankritische Theologe Hans Küng hatte sich hinter die Forderungen nach einer Aufhebung des Pflichtzölibats für Priester und mehr Mitbestimmung in der Kirche gestellt.

In dem zu Monatsbeginn veröffentlichten Memorandum hatten knapp 150 Theologie-Professoren an deutschsprachigen Universitäten zu weitgehenden Reformen in der katholischen Kirche aufgerufen. "2011 muss ein Jahr des Aufbruchs in der Kirche werden", heißt es in dem Papier. Darin werben die Theologen für einen "offenen Dialog ohne Tabus" über Macht- und Kommunikationsstrukturen, das kirchliche Amt, die Beteiligung der Gläubigen sowie über Moral und Sexualität. Nach Angaben der Initiatoren unterstützen inzwischen mehr als 250 katholische Theologen den Aufruf.

Küng hatte der "Frankfurter Rundschau" (Samstagsausgabe) gesagt, zwar halte er das Papier für "relativ harmlos", er sei aber froh, "dass sich überhaupt mal wieder Theologen zu Wort gemeldet haben, die mit dem Kurs des gegenwärtigen Papstes nicht einverstanden sind". Mit seinen Publikationen beschwor der Tübinger Theologe Küng seit den 60er Jahren einen Konflikt mit dem Vatikan herauf. Ende 1979 entzog ihm das römische Lehramt das Recht, als katholischer Theologe zu lehren.

"Mängellisten" findet Zollitsch "nicht hilfreich"

Zollitsch meint, es sei mehr erforderlich als ein "kirchlicher Reparaturbetrieb, der an einigen Stellschrauben dreht, um so eine bessere Kirche hervorzubringen."  Der Freiburger Erzbischof schrieb in einem im Internet veröffentlichten Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag": "Bei allem Wohlwollen für die Autorinnen und Autoren: Mag jemand im Ernst glauben, dass die Verwirklichung der hier aufgelisteten Reformforderungen zur erwünschten Blüte von Glauben und Kirche führt?"

Die katholische Bischofskonferenz hatte unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals im vergangenen Jahr zu einem Dialog zwischen Laien, Priestern und Bischöfen aufgerufen. Nun schrieb der Vorsitzende Zollitsch, es sei "in dieser Situation vielleicht nicht vermeidbar, gewiss aber nicht hilfreich, dass derzeit in rascher Folge Forderungen und Postulate auf den Markt geworfen werden - formuliert nach der Art von Mängellisten, die möglichst rasch abgearbeitet werden müssten".

Ergebnisse einer Diskussion nicht vorwegnehmen

Am Beispiel der Debatte um die Ehelosigkeit von Priestern warnte Zollitsch vor "kurzschlüssigem Denken und vermeintlich einfachen Lösungen". Es reiche nicht aus, die Sorge um den Priestermangel als Argument für ein Abrücken vom Zölibat anzuführen. Wer sich für die Öffnung des Priesteramtes für sogenannte "viri probati" (in Ehe und Familie bewährte Männer) ausspreche, müsse erklären, wie künftig das "wesentliche Charisma der Ehelosigkeit - als ein Zeichen der radikalen Nachfolge und Christus-Zugehörigkeit - erhalten und gestärkt werden kann". Er wolle die Ergebnisse einer echten Diskussion nicht vorwegnehmen. "Aber wer sie führen will, darf sicherlich nicht bei plakativen Forderungen stehen bleiben", forderte Zollitsch

Gleichzeitig bekräftigte der Erzbischof seine Gesprächsbereitschaft über Reformen. "Auch wir Bischöfe gehen von der Überzeugung aus, dass Änderungen des kirchlichen Lebens und der Strukturen möglich und sehr wohl nötig sind", schrieb er. Die Bischofskonferenz werde bei ihrer Vollversammlung Mitte März in Paderborn Vorschläge erarbeiten.

Nach Informationen der "Frankfurter Rundschau" stößt der Professoren-Appell auch im Freiburger Erzbistum von Zollitsch auf wachsenden Zuspruch. Mehr als 160 Freiburger Geistliche hätten ihn per Rundbrief und im Internet unterstützt.

epd