"Mörderisches Wespennest", 21. Februar, 20.15 Uhr im Zweiten
Erneut ist dem Duo Markus Imboden und Holger Karsten Schmidt ein wunderbarer Provinzkrimi gelungen. Hinnerk Schönemann knüpft an seine Leistung in "Mörder auf Amrum" an, ohne sich zu wiederholen.
Die Filme von Schmidt (Buch) und Imboden (Regie) bilden mittlerweile fast so etwas wie ein eigenes Genre. Auch wenn sich Hinnerk Schönemanns Rollen als einsamer Kämpfer für Gerechtigkeit auf den ersten Blick ähneln mögen: Die Geschichten sind immer wieder anders; und immer wieder großartig. Für "Mörder auf Amrum" gab es im letzten Jahr für alle drei einen Grimme-Preis.
In "Mörderisches Wespennest", nach "Amrum" und "Mörderische Erpressung" der dritte Streich des Trios, sieht sich der Held erneut einer Übermacht gegenüber. Becky Ückermann (Anna Schudt) aus Aschberg beauftragt den Privatdetektiv Finn Zehender, den Tod ihres Geliebten zu untersuchen. Der Bauer hat sich offenbar in seiner Scheune erhängt, aber Becky ist überzeugt, dass es sich um Mord handelt. Rasch findet Finn heraus, dass der Landwirt ein Querulant war, der viele Feinde hatte. Viel weiter kommt der ehemalige Polizist jedoch nicht: Jeder, der im Dorf was zu sagen hat, hält den Mund, denn sie stecken alle unter einer Decke.
Mit Katja Danowski und Thomas Thieme
Gemeinsam mit einer jungen Staatsanwältin (Katja Danowski) sorgt Finn für derart viel Unruhe, dass aus dem Staub Pulverdampf wird. Als der sich legt, steht keiner mehr: weder der schießwütige Bauunternehmer (Uwe Bohm) noch sein Bruder (Thomas Thieme), der etwas einfältige Dorfpolizist; aber auch nicht die falsche Staatsanwältin und die junge Polizistin Wippermann (Daniela Schulz). Bloß Finn ist noch lange nicht am Ende und kommt dank seiner Hartnäckigkeit einer riesigen Mauschelei auf die Schliche; und den vermeintlichen Selbstmord klärt er auch noch auf.
Imboden und Schmidt, auf deren gemeinsames Konto noch weitere Krimis gehen ("Der Mörder ist unter uns", "Der Tote in der Mauer"), sind ohnehin ein kongeniales Paar, aber die Filme mit Schönemann sind die Krönung der Zusammenarbeit. Sie leben nicht zuletzt von der Beiläufigkeit, mit der sich scheinbar banale Alltagsmomente durch gelinde Übertreibungen in groteske Situationen verwandeln. Auch die komödiantischen Elemente verdanken ihre Wirkung dem Überraschungseffekt. Die musikalische Untermalung (Detlef Petersen) klingt ungewohnt, passt in ihrer Dynamik jedoch wunderbar, die Schauspieler sind perfekt besetzt und geführt. Herausragend aber ist der Hauptdarsteller. Wie es Schönemann gelingt, bei der Verkörperung des Detektivs mit so nuancierten Details zu arbeiten, dass er witzig wirkt, ohne komisch sein zu müssen: Das spricht für ein bemerkenswertes schauspielerisches Feingefühl.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).