Chinesische Sicherheitskräfte greifen ausländische Journalisten an

Chinesische Sicherheitskräfte greifen ausländische Journalisten an
Mehrere ausländische Journalisten sind in China von Sicherheitskräften angegriffen worden, als sie den unter Hausarrest stehenden Bürgerrechtler Chen Guangcheng in seinem Dorf besuchen wollten. In die Zwischenfälle waren Korrespondenten des US-Nachrichtensenders CNN, der "New York Times", von "Le Monde", "Radio France Internationale" und "Le Nouvel Observateur" verwickelt. Der Auslandskorrespondentenclub (FCCC) in Peking mahnte seine Mitglieder am Mittwoch "zur Vorsicht".

CNN-Korrespondent Stan Grant und sein zweiköpfiges Kamerateam wurden sogar mit Steinwürfen attackiert. An einer Straßensperre nahe des Dorfes Dongshigu nahe Linyi (Provinz Shandong) zwangen ihn die Sicherheitsleute zur Umkehr. Es kam zu Rangeleien. "Geht weg!", rief einer der Wachleute, wie in einem CNN-Bericht zu sehen war. "Hört auf zu filmen!" Das CNN-Team musste schließlich die Flucht ergreifen, um nicht von Steinen getroffen zu werden.

Der FCCC sprach von "gewalttätigen Schlägern in Zivilkleidung". "Diese Männer sind in mehreren Gruppen von jeweils mehr als einem Dutzend im Einsatz, tragen Funkgeräte und blockieren alle Zugänge zu dem Dorf", berichtete die Korrespondentenvereinigung in Peking. "Sie haben Journalisten herumgeschubst, mit Ziegelsteinen bedroht, ihre Autos beschädigt, Ausrüstung beschlagnahmt oder zerstört und ihre Presseausweise weggenommen." Die örtliche Polizei sei offenbar untätig geblieben.

Der "Barfußanwalt" hilft Opfern von Machtwillkür

Der blinde Aktivist Chen Guangcheng gehört zu den führenden Mitgliedern der kleinen Menschenrechtsbewegung in China. Der 39-Jährige und seine Frau Yuan Weijing waren nach Angaben von Menschenrechtsgruppen vergangene Woche von Beamten der Polizei und Staatssicherheit in ihrem Haus in dem Dorf nahe der Stadt Linyi verprügelt worden. Zuvor hatte Chen Guangcheng in einem Video, das im Internet verbreitet wurde, seinen Hausarrest angeprangert. Er war erst im September nach vier Jahren Haft entlassen worden.

Seit Ende der 90er Jahre hilft Chen Guangcheng Opfern von Machtwillkür, zu ihrem Recht zu kommen. In Anlehnung an die "Barfußärzte", die im revolutionären kommunistischen China mit einfacher medizinischer Ausbildung durch das Land zogen, ist der Aktivist als "Barfußanwalt" auch international bekanntgeworden. Das US-Magazin "Time" wählte ihn 2006 unter die "100 führenden Personen, die die Welt verändern".

dpa