Hilfe für hunderttausende pflegende Angehörige geplant

Hilfe für hunderttausende pflegende Angehörige geplant
Hunderttausende Menschen in Deutschland gehen bei der Pflege ihrer Angehörigen bis an ihre Grenzen und darüber hinaus. Nun will Gesundheitsminister Rösler die Situation der Betroffenen verbessern. Der Pflegerat fordert mehr Kassen-Leistungen.
14.02.2011
Von Basil Wegener

Angesichts des enormen Einsatzes hunderttausender pflegender Angehöriger in Deutschland peilt Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler Verbesserungen an. Am Montag kommt der FDP-Politiker deswegen mit Spitzenvertretern der Pflegebranche in Berlin zusammen. Der Deutsche Pflegerat forderte derweil mehr Unterstützung und mehr Leistungen der Pflegekassen für die Betroffenen.

Von den mehr als 2,2 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden nach unterschiedlichen Angaben rund die Hälfte bis drei Viertel zuhause betreut. Dazu kommen noch Hunderttausende, die zuhause zusätzlich die Hilfe von Pflegediensten in Anspruch nehmen. "Der größte Pflegedienst in Deutschland sind die Angehörigen", sagte der Präsident des Pflegerates, Andreas Westerfellhaus, der Nachrichtenagentur dpa in Berlin.

Betroffenen stärker ins Versorgungssystem einbeziehen

"Viele Angehörige gehen über ihre Grenzen hinaus und müssen ihr Leben umorganisieren", sagte Westerfellhaus. In der Regel seien sie 24 Stunden bei ihren Verwandten. Viele geben ihren Job auf, plagen sich mit Behördengängen herum - und leisten sowohl Schwerstarbeit als auch sensible Betreuung in der Pflege. Dabei bekommen die meisten kaum Anleitung, wenig Hilfe und keinerlei Anerkennung etwa in Form von Zeugnissen.

"Nötig sind stärkere Beratung und Begleitung, strukturierte Schulungen und Qualifizierung von Angehörigen", sagte Westerfellhaus. Zwar zeichneten sich heute schon einige Pflegekassen durch solche Angebote aus. "Aber es ist äußerst ausbaufähig." Letztlich müsse es hier generell neue Leistungen der Pflegekassen geben.

Die Betroffenen müssten stärker ins Versorgungssystem einbezogen werden. Die Frage sei, wie man die Angehörigen vor Überlastung schützen könne. "Wichtig ist es, eine professionelle Begleitung sicherzustellen, wenn ein Angehöriger nicht mehr kann."

2011 - ein "Pflege-Jahr"?

Rösler will 2011 zum "Pflege-Jahr" machen. Er hatte im Dezember ein Treffen zu Beratungen über den Fachkräftemangel einberufen. Weitere Runden sollen folgen. Damit soll die Pflegereform für dieses Jahr vorbereitet werden. Westerfellhaus forderte einen umfassenden Ansatz: "Wenn man nicht ein Gesamtpaket daraus schnürt, das alle Belange berücksichtigt, werden wir die Probleme nicht lösen."

Rösler plant, für pflegende Angehörige Erholung nach dem Vorbild der Mutter-Kind-Kuren zu organisieren. So könne für Pflegende und Gepflegte "gemeinsam ein Ausgleich für die physischen und psychischen Belastungen geschaffen werden", sagte der FDP-Politiker der "Bild am Sonntag". Rösler forderte die Pflege-Arbeitgeber auch zu einer besseren Bezahlung ihrer Beschäftigten auf. Für die Angehörigen möchte der Minister Pflegezeiten stärker bei der Rente berücksichtigt sehen. Zudem soll der Austausch von pflegenden Familienangehörigen in Selbsthilfegruppen finanziell gefördert werden.

dpa