"Schicksalsjahre", 13. Februar, 20.15 Uhr im Zweiten
Nach dem Zweiteiler "Die Flucht" prägt Maria Furtwängler in Zusammenarbeit mit teamWorx erneut einen großen Fernsehfilm über ein deutsches Frauenschicksal.
"Wolfgang lebt": Zwei Worte nur, aber sie genügen, um eine Existenz in ihren Grundfesten zu erschüttern. Die Mitteilung ist der Auftakt zu einer Geschichte, die in großem Wurf gleich mehrere deutsche Epochen schildert. Das Drehbuch von Thomas Kirchner ("Das Wunder von Berlin") basiert auf dem biografischen Roman "Vom Glück nur ein Schatten". Uwe-Karsten Heye beschreibt darin den Lebensweg seiner Mutter, die durch den Zweiten Weltkrieg von ihrem geliebten Mann Wolfgang (Pasquale Aleardi) getrennt wird und sich sogar von ihm scheiden lassen muss, als er desertiert.
Auch wenn der erste Teil dieses mit angemessenen Aufwand inszenierten Films ohne Frage seine Qualitäten hat: Deutlich mehr Tiefe gewinnt die Handlung, als Ursula Heye ein Bewusstsein für das Unrecht entwickelt, das um sie herum geschieht. Sie wehrt sich gegen die neuen Machthaber, deren Machtstrukturen jenen des gerade erst besiegten Regimes so auffallend ähneln, flieht in den Westen und fängt mit ihren Kindern ein neues Leben an. Und dann klingelt das Telefon: "Wolfgang lebt."
Maria Furtwängler mit einer fast überirdische Strahlkraft
Natürlich ist die Besetzung der Hauptfigur mit Maria Furtwängler nicht zuletzt Ausdruck der Hoffnung, an den enormen Erfolg des Vertreibungs-Quotenhits "Die Flucht" (über 10 Millionen Zuschauer) anzuknüpfen. Im Grunde ist die Schauspielerin zu schön für die Rolle, weil Ursula Heye auch in den entbehrungsreichsten Momenten immer noch eine fast überirdische Strahlkraft hat. Andererseits wird es Furtwänglers Popularität zu verdanken sein, wenn das Publikum der Geschichte auch durch die weniger packenden Momente folgt. Regisseur Miguel Alexandre ("Die Frau vom Checkpoint Charlie") ist mit "Schicksalsjahre" gemeinsam mit Kameramann Jörg Widmer in vielen Szenen großes Fernsehen gelungen. Mitunter ist der Film aber auch einfach bloß ein Vor- und Nachkriegsmelodram, dass sich in Erzählweise und Inszenierung kaum von früheren Werken dieser Art unterscheidet.
Auf der anderen Seite lassen sich in der Handlung so viele kleine Geschichten entdecken, dass das Interesse trotz gelegentlicher Spannungsabfälle nicht erlahmen dürfte. Das garantieren auch die vorzüglich besetzten Nebenfiguren (Casting: Nina Haun), etwa Günther Maria Halmer als Ursulas Vater, ein Querkopf, der auf ganz persönliche Weise gegen das Nazi-Regime rebelliert; oder Rosel Zech als Ursulas Mutter, die viel zu lange an den "Endsieg" glaubt. Die große Leistung aller Beteiligten besteht jedoch darin, Umbrüche historischen Ausmaßes aus individueller Sicht zu beschreiben, ohne die Hauptfigur zum Prototypen zu stilisieren. Teil zwei zeigt das ZDF morgen um 20.15 Uhr.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).