"Die Zahl der Menschen mit Demenz-Erkrankung wird in den kommenden 20 Jahren von derzeit 1,2 Millionen auf etwa 1,8 Millionen steigen", sagte der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer. Deshalb müsse der Beitragssatz für die Pflegeversicherung - über die bereits angepeilte Erhöhung aus demografischen Gründen hinaus - um weitere 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte steigen. Derzeit liegt er bei 1,95 Prozent.
Laut Meurer werden derzeit nur rund 700 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr für die besondere Betreuung vom Demenz-Kranken abgerufen. Für eine angemessene Versorgung wären aber jährlich 3,6 Milliarden Euro nötig, meinte der Vertreter der Pflegebranche.
Veraltete Definition des Pflegebegriffs
Schon jetzt gebe es Defizite, die sich vor allem aus einer veralteten Definition des Pflegebegriffs ableiteten. "Bisher orientiert sich die Pflegeversicherung an den körperlichen Gebrechen", kritisierte Meurer. "Demenz-Kranke erfordern eine intensive Betreuung oft rund um die Uhr - das spielt bei der Berechnung des Pflegeaufwands aber so gut wie keine Rolle."
So werde vom medizinischen Dienst der Krankenkassen oft nur berücksichtigt, ob sich ein Heimbewohner selbst waschen und eigenständig essen könne. "Was aber passiert in den anderen 23 Stunden des Tages, wenn sich ein Erkrankter nicht mehr orientieren kann?" Dies führe insbesondere bei Familien zu enormen Zusatzbelastungen, die ihre Angehörigen selbst pflegen und keine Entlastung bekommen.
Mit einer Pflegereform will die Bundesregierung diese Probleme in diesem Jahr angehen und die Kriterien erweitern, nach denen Demenzkranken Leistungen bekommen. Im Bundesverband bpa sind rund 6.500 private Pflegeheime und ambulante Dienste mit etwa 200.000 Arbeitsplätzen vertreten - und damit bundesweit mehr als jede vierte Pflegeeinrichtung.