Filmkritik der Woche: "Gullivers Reisen"

Filmkritik der Woche: "Gullivers Reisen"
Ein Film erleidet Schiffbruch: Robert Lettermans Verfilmung von "Gullivers Reisen" ist eine One-Man-Show des Komödianten Jack Black.
08.02.2011
Von David Siems

Kurzgewachsene Männer, die in Abenteuergeschichten über sich hinauswachsen, sind ein fester Bestandteil in der Erzähltradition des klassischen Märchens. Die Idee, dass einer der kleinsten Männer Hollywoods nun nicht nur sprichwörtlich zum Riesen wird, ist dagegen recht originell. Zumal es sich bei Jack Black (Größe: 1,68 Meter) nicht gerade um den bekannten Heldentypus des Jugend- und Familienfilmgenres handelt, wenn man von seiner Rolle als Heavy-Metal-Musiklehrer in "School of Rock" absieht.

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Mit "Gullivers Reisen" ist Jack Black auf dem besten Weg, ein neues Genre zu erschaffen, sofern es dieses nicht ohnehin schon gibt: den Jack-Black-Film. Auch diesmal darf der 41-jährige Hauptdarsteller tun, was er am liebsten macht. Wieder spielt er den dampfplaudernden Nerd, der nicht erwachsen werden will und sich großmäulig durchs Leben hangelt. Erneut bekommt er genug Platz eingeräumt, um mit Luftgitarre, hoher Stimme und weit aufgerissenen Augen seiner Vorliebe für Classic Rock zu frönen - diesmal gibt er neben dem Kiss-Hit "Rock and Roll All Nite" gar den friedensstiftenden Soulklassiker "War" von Edwin Starr zum Besten.

Apropos Krieg: Aus dem Jonathan-Swift-Roman über den Schiffbrüchigen Lemuel Gulliver, der auf der Zwergeninsel Liliput strandet, machen Black und Regisseur Rob Letterman ("Monsters vs Aliens") eine kriegerische Geschichte im doppelten Sinne. Auf der einen Seite geht es um den inneren Kampf eines Hochstaplers (Jack Black), der sein Dasein als Postmann fristet und sich dank gefälschter Textproben einen Auftrag für eine Reisereportage ermogelt. Die berufliche Umorientierung ist eher amourösen Gründen geschuldet - seit Jahren ist Gulliver in die Reiseredakteurin Darcy (Amanda Peet) verknallt.

Fokus auf Blacks kurzweilige One-man-Performance

Auf der anderen Seite geht es um den Krieg zwischen den Bewohnern Liliputs und dem verfeindeten Volk der Blefuscianer, glutäugigen Seefahrern mit Salvador-Dalí-Bärten, die mit Vorliebe Bombardements von ihrer Armada starten. Der tapsige und übergewichtige Held soll Ausgleich und Frieden stifen.

Das ist trotz 3-D-Technologie nur selten spektakulär oder gar spannend. Viel mehr begnügen sich die Macher mit dem Fokus auf Blacks kurzweilige One-man-Performance, neben der Emily Blunt und Amanda Peet nur wie hübsches Dekorationsmaterial wirken. Mehr als nett lächeln dürfen sie nicht in einer Komödie, die sich ohnehin nicht so recht entscheiden mag, ob sie eigentlich Kinder- oder ironisch gemeinter Erwachsenenfilm sein möchte. Jack Blacks Auftritt im Miniaturwunderland lebt immerhin von gelegentlichen "Star Wars"-Zitaten ("Vice president Yoda can run things without me for a while") und seinem bekannten, aber bereits zu oft gesehenen Auftritt als manisch-depressiver Buddy-Rocker.

USA 2010. Regie: Rob Letterman. B: Joe Stillman, Nicholas Stoller. Mit: Jack Black, Emily Blunt, Jason Segel, Amanda Peet. L: 90 Min. FSK: ab 6 ff.

epd