Tödliches Gefecht um gekapertes deutsches Schiff

Tödliches Gefecht um gekapertes deutsches Schiff
Drama um den von Piraten gekaperten deutschen Frachter "Beluga Nomination": Bei einem gescheiterten Befreiungsversuch werden ein Besatzungsmitglied und ein Seeräuber erschossen. In einem anderen Fall sollen Piraten Seeleute schwer gefoltert haben.

Im Indischen Ozean ist ein Versuch zur Befreiung des gekaperten deutschen Frachters "Beluga Nomination" blutig gescheitert. Ein Mitglied der ausländischen Besatzung und einer der somalischen Piraten wurden erschossen. Vier anderen Seeleuten gelang nach Angaben der Bremer Beluga-Reederei während des Angriffs begleitender Militärschiffe die Flucht; zwei von ihnen werden aber vermisst. Der Verband Deutscher Reeder forderte am Sonntag von der Bundesregierung den Schutz seiner Schiffe.

Das Schicksal der übrigen Beluga-Besatzung war am Sonntag weiter unklar: "Es gibt keine neuen Informationen", sagte eine Sprecherin der Reederei. Von mehr als den zwei Toten sei der Reederei nichts bekannt. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete von drei bis vier Getöteten.

Informationspolitik war "ein Desaster"

Die Reederei habe am Samstag Kontakt mit dem Kapitän gehabt, eine Lösegeldforderung gebe es bislang nicht, sagte Reederei-Chef Niels Stolberg auf Anfrage. Nach Kenntnis der Reederei liege die "Beluga Nomination" vor der somalischen Küste. In den vergangenen Tagen hätte es mehrfach Chancen gegeben, das Schiff zu befreien, seitens des Militärs vor Ort sei bislang aber viel zu wenig passiert. Ebenso sei die Informationspolitik "ein Desaster". Über das Feuergefecht habe man aus einer zugespielten Mitteilung der Nato erfahren. "Wir werden jetzt intensiv die Option für den Einsatz von Sicherheitskräften prüfen."

Piraten hatten das Handelsschiff am Samstag vor einer Woche rund 700 Kilometer nördlich der Seychellen im Indischen Ozean gekapert. An Bord befanden sich zwölf Seeleute aus Osteuropa und den Philippinen. Seit Mittwoch wurde das gekaperte Schiff von einem dänischen Kriegsschiff und einem Patrouillenboot der Seychellen begleitet.

Erneuter Piratenangriff auf ein deutsches Schiff

Zudem gab es am Freitag im Indischen Ozean erneut einen Piratenangriff auf ein deutsches Schiff, der aber abgewehrt wurde. Die 27-köpfige Besatzung des Tankers "New York Star" der Hamburger Reederei CST erschwerte den Piraten mit Ausweichmanövern das Entern und brachte sich dann in einem Schutzraum in Sicherheit. Eine niederländische Fregatte griff ein. Die Tankerbesatzung blieb unverletzt. Sie war auf dem Weg von Saudi Arabien nach Singapur, wie die Reederei am Samstag in Hamburg mitteilte.

Beluga-Chef Stolberg sagte, das Feuer sei seitens der Militärschiffe eröffnet worden. Dabei sei ein Pirat getötet worden. Vermutlich aus Rache hätten die Angreifer einen Seemann erschossen. Die unübersichtliche Situation nutzten vier Besatzungsmitglieder zur Flucht. Aber nur zwei von ihnen wurden in einem Rettungsboot entdeckt und gerettet. Nach Informationen des NDR hat die Hamburger Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Angriffs auf den Seeverkehr eingeleitet.

Dass die Piraten rauer agieren, zeigt laut "Spiegel" der Fall des gegen Lösegeld freigegebenen deutschen Schiffs "Marida Marguerite". Die Seeleute hätten hinterher von massiver Folter berichtet. Manche mussten demzufolge 40 Minuten nackt in der Gefrierkammer des Schiffes ausharren, sie wurden mit Kabelbindern um die Genitalien und Plastiktüten über dem Kopf bis zum Ersticken gefoltert. Es gab Scheinhinrichtungen.

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) forderte die Bundesregierung angesichts der aktuellen Piratenangriffe zum Handeln auf. "Die Bundesregierung steht nach unserem Grundgesetz und nach dem internationalen Seerechtsübereinkommen in der Verantwortung und hat die Pflicht, Seeleute auf Schiffen deutscher Reeder und die deutsche Handelsschifffahrt wirksam zu schützen", teilte der VDR-Präsident Michael Behrendt am Sonntag in Hamburg mit. Die Reeder verlangen nach Auffassung des VDR nicht mehr als den Schutz, den andere demokratische Schifffahrtsnationen ihren Reedereien gewähren.

dpa