Intendant Schächter: "Zeit, den Staffelstab zu übergeben"

Intendant Schächter: "Zeit, den Staffelstab zu übergeben"
ZDF-Intendant Markus Schächter will nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit im März 2012 nicht noch einmal antreten. Nach zehn Jahren sei es ein guter Zeitpunkt, den Staffelstab weiterzugeben, sagte der 61-Jährige. Im Gespräch äußert sich Schächter außerdem zu den Auseinandersetzungen um die Vertragsverlängerung des früheren ZDF-Chefredakteurs Nikolaus Brender.
25.01.2011
Die Fragen stellte Diemut Roether

Herr Schächter, Ihre zweite Amtszeit als Intendant des ZDF geht im März 2012 zu Ende. Treten Sie ein drittes Mal an?

Schächter: Meine Amtszeit geht am 14. März 2012 zu Ende. Eine dritte Amtszeit strebe ich nicht an. Ich bin dann zehn Jahre Intendant, nachdem ich vor 40 Jahren beim ZDF begonnen habe. Ich kann sagen, dass die Ziele, die ich für den Sender gesetzt hatte, weitgehend erreicht sind. Jetzt ist es an der Zeit, neue Ziele für das gerade beginnende digitale Jahrzehnt zu definieren und umzusetzen: ein guter Zeitpunkt, den Staffelstab weiterzugeben. Ich bin grundsätzlich der Überzeugung, dass man Spitzenpositionen in Unternehmen mit großer Wettbewerbsdynamik nur befristet übernehmen sollte. Zwei Amtsperioden sind ein gutes Zeitmaß, zehn Jahre die richtige Zeitspanne, wenn es darum geht, Ziele zu formulieren, Teams zu bilden, um die gesteckten Ziele dann gemeinsam zu realisieren.

Haben Sie einen Wunschnachfolger?

Schächter: Diese Frage muss und wird der Fernsehrat beantworten. Wir sind ja zum Glück keine Monarchie.

Was sehen Sie selbst als die wichtigsten Erfolge Ihrer zehnjährigen Amtszeit?

Schächter: Das ZDF ist ein starkes Unternehmen mit guten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Unsere Erfolge - und das sind nicht wenige - haben wir gemeinsam eingefahren. Stolz bin ich auf eine große Zahl herausragender Programmevents, auf die erfolgreiche Umsetzung unserer Digitalstrategie, auf ZDFneo, die deutliche Verbesserung der Unternehmenskultur, die Dynamik unserer technologischen Entwicklungen - Stichwort: Mediathek. Wir haben einen gigantischen Schuldenberg abgetragen und sind schuldenfrei. Ein anderer wichtiger Erfolg ist für mich, dass wir den alten analogen Einkanalsender ZDF zu einem kraftvollen und erfolgreichen Multimedia-Unternehmen umgebaut haben.

In Ihre Amtszeit fiel 2009 die Auseinandersetzung um die Vertragsverlängerung für Chefredakteur Nikolaus Brender. Gab es damals einen Moment, in dem Sie ernsthaft daran gedacht haben, als Intendant zurückzutreten?

Schächter: Ein Rücktritt hätte niemandem etwas gebracht. Es ging damals darum, die Handlungsfähigkeit des Unternehmens aufrecht zu erhalten. Gemäß dem klugen Spruch: Der Hof ist wichtiger als der Bauer. Ich habe dafür Sorge getragen, dass innerhalb kurzer Zeit ein Nachfolger gewählt werden konnte. Das ZDF hat damit zu keinem Zeitpunkt das Bild eines Vakuums geboten.

Trotzdem: Nikolaus Brender war Ihr Personalvorschlag, der Verwaltungsrat hat Sie damals mit seinem Nein brüskiert. Sie hätten auch die Möglichkeit gehabt, gegen die Entscheidung vor dem Verwaltungsgericht in Mainz zu klagen.

Schächter: Der einzige Weg, den ich hätte beschreiten können, wäre der Gang zum Verwaltungsgericht in Mainz gewesen. Ein endlos langes Verfahren über den Instanzenweg wäre die Folge gewesen.

Das Land Rheinland-Pfalz hat jetzt einen Normenkontrollantrag in Karlsruhe eingereicht. Wäre es Ihnen lieber gewesen, wenn die Politik sich gütlich geeinigt hätte, wenn also CDU und SPD sich auf eine andere Zusammensetzung der Gremien verständigt hätten?

Schächter: Für das ZDF ist wichtig, dass die öffentlich diskutierten Fragen geklärt werden. Sie liegen jetzt beim Bundesverfassungsgericht und sind dort in besten Händen.

Das heißt, Ihr Nachfolger wird weniger Ärger mit den Politikern in den Gremien haben als Sie?

Schächter: Mein Nachfolger wird mit einem Urteil aus Karlruhe eine neue Klarheit bekommen.

Ein großes medienpolitisches Thema ist derzeit die Umstellung des Gebührensystems. Der neue Beitrag soll ARD und ZDF über das Jahr 2013 hinaus stabile Einkünfte sichern. Aus der Politik hört man zugleich immer wieder das deutliche Signal, dass das System nicht weiter wachsen darf. Haben Sie dafür Verständnis?

Schächter: Die Politik setzt hier einen zukunftsweisenden Modellwechsel um und entspricht damit gleichzeitig der vom Verfassungsgericht betonten Entwicklungsgarantie für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wir zeigen bereits, dass es uns nicht ums Wachsen geht. Unsere neuen digitalen Kanälen finanzieren wir aus dem Bestand. Wir haben eine Priorisierungsdiskussion begonnen und definieren selbst, auf was wir verzichten, damit das, was wir machen, auch solide finanziert bleibt.

Was würden Sie Ihrem Nachfolger gern mit auf den Weg geben?

Schächter: Eine meiner wichtigsten Erfahrungen: Behalte immer einen kühlen Kopf, egal was passiert. Und vielleicht noch die alte sizilianische Weisheit, mein Motto für unseren internen Transformationsprozess: Du musst Dich verändern, wenn du bleiben willst, was du bist.

Das vollständige Wortlaut Interview erscheint im Fachdienst "epd medien" 4/11

epd