Schorlemmer fordert Meisner zum Rücktritt auf

Schorlemmer fordert Meisner zum Rücktritt auf
Der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer hat den Kölner Erzbischof Joachim Meisner zum Rücktritt aufgefordert. Grund dafür ist Meisners Predigt vom Dienstagabend: Darin hatte er die Präimplantationsdiagnostik mit dem biblisch überlieferten Kindermord der Herodes verglichen.

"Ein Mann, der so argumentiert, sollte sich aus dem Amt zurückziehen", sagte Schorlemmer am Mittwoch dem MDR-Hörfunk in Halle. Ein Vergleich der PID mit dem Genozid an gesunden Kindern sei "geradezu absurd".

In seiner Predigt am Dienstag im Kölner Dom hatte sich Meisner scharf gegen eine Erlaubnis von Gentests an Embryonen gewandt. Dabei hatte er gesagt, dass auch König Herodes nach bestimmten Kritierien in Bethlehem eine Selektion vorgenommen habe. "Die Befürworter der PID haben auch ihre Kriterien und sie machen sich auch den Stand der Forschung zunutze", so der Kardinal.

Mit dieser Äußerung diffamiere Meisner PID-Befürworter "auf üble Weise", sagte Schorlemmer. Er warf dem Kardinal "theologische Demenz" vor, weil er "theologische Prinzipienfestigkeit gegen ein seelsorgerliches Anliegen" gestellt habe.

Schorlemmer sagte außerdem, dass die Schärfe in der Diskussion um die Gentests "nicht gerechtfertigt" sei. Die PID solle nach klaren Kriterien angewandt werden und betreffe nur eine ganz geringe Zahl von Menschen, erklärte der Wittenberger Theologe.

Meisner hatte ein PID-Verbot gefordert

Bei der Präimplantationsdiagnostik werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor dem Einpflanzen in den Mutterleib auf Erbkrankheiten gentechnisch untersucht. Eine Neuregelung steht an, weil der Bundesgerichtshof im Juli 2010 das bisherige Verbot gekippt hat.

Die Geschichte vom Kindermord in Bethlehem ist im Matthäusevangelium überliefert. Demnach ließ König Herodes, weil er den als "König der Juden" bezeichneten Jesus als Konkurrenten fürchtete, alle Jungen im Alter von bis zu zwei Jahren in Bethlehem umbringen. Jesus entkam dem Kindermord.

"Die Kriterien des Herodes waren: Ort, Alter, Geschlecht, Stand der Forschung", hatte Meisner gesagt. "Die Befürworter der PID haben auch ihre Kriterien, und sie machen sich auch den Stand der Forschung zunutze."

Meisner hatte ein striktes Verbot von Gentests an im Reagenzglas erzeugten Embryonen gefordert. Menschliches Leben beginne mit dem Zeitpunkt der Befruchtung der Eizelle, "es gibt keine Würde zum Verramschen, zum Menschenschlussverkauf." 

epd