Kathrin Althans, freie Redakteurin
Mein Lieblingsartikel im Jahr 2010: "Foto-Reportagen auf evangelisch.de", von Anika Kempf.
Unter der Überschrift "Lieblingsartikel 2010" möchte ich ein paar Lorbeeren winden für die evangelisch.de-Fotogalerien - und kann mich dabei gar nicht für eine einzige entscheiden. Denn die zahlreichen Bildstrecken, die wir 2010 auf der Seite hatten, leisten Unterschiedliches. Sie stellen einerseits einen eigenen inhaltlichen Beitrag zu den Themen der Seite dar - so zum Beispiel die Fotogalerie "Missbrauch: Verletzte Seelen", sensible Portraits von Frauen und Männern, Jugendlichen und Kindern, die missbraucht worden sind. Mit den Bildern treten sie aus dem Schatten ihrer Verletzungen und brechen das Tabu, das sie zusätzlich belastet. In ein paar handschriftlichen Zeilen haben sie versucht, Worte zu finden für das ihnen Angetane. Ein beeindruckender Beitrag zu einem bedrückenden Thema.
Andererseits bieten viele der Galerien wirklichen Augenschmaus, beste Unterhaltung sowie besinnliche Momente auf dem Nachrichtenprotal evangelisch.de. Auch dafür ließen sich viele Beispiele nennen. Ich möchte noch mal die Fotostrecke "Ich seh' in den Sternenhimmel" hervorheben, die zum Jahreswecksel Klick für Klick faszinierende Himmelspektakel auf den Bildschirm zaubert. Das lässt hoffen, dass die Bilderwelten auf evangelisch.de auch 2011 unter vielen guten Sternen stehen werden.
Bernd Buchner, Redakteur
Mein Lieblingsartikel im Jahr 2010: "Was haben wir Migranten diesem Mann nur getan?", von Canan Topçu.
Der Islam war im abgelaufenen Jahr ein großes Streitthema. Ist der muslimische Glaube eine Bereicherung oder eine Gefahr? Die heftigste Debatte entzündete sich an Thilo Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab", das mit äußerst provokanten Thesen an die Spitze der Bestsellerlisten gelangte. "Was haben wir Migranten diesem Mann nur getan?" fragte daraufhin die Frankfurter Journalistin Canan Topçu in einem evangelisch.de-Beitrag – ihre Kritik an dem Buch, formuliert unmittelbar nach dessen Erscheinen, hat auch Monate später nichts an Aktualität verloren. "Ich bleibe hier in meiner Heimat", so Topçu abschließend – und diese Heimat heißt Deutschland.
Melanie Huber, Portalleiterin
Mein Lieblingsartikel im Jahr 2010: Die Panorama-Bilder von der Synode, von Jan Totzek.
Ich bin ein großer Fan unserer Panoramabilder. Hier wird den Leserinnen und Lesern fast ein Hautnah-Erlebnis geboten - und gerade bei einem Ereignis wie einer Synode bieten die Panoramen eine ideale Form, den Nichtanwesenden einen Eindruck von Stimmung, Teilnehmern und Abläufen zu geben.
Anne Kampf, Redakteurin
Mein Lieblingsartikel im Jahr 2010: "Ein Bethaus als Zeichen für Hoffnung und Heimat", von Bernd Buchner.
Mazel tov: Die neue Synagoge in Mainz! Wie schön, dass die jüdische Gemeinde in Mainz ein neues Gotteshaus hat – und was für eins! Nachdem ich Anfang September den Artikel von Bernd Buchner gelesen hatte, war ich neugierig und musste am darauf folgenden Sonntag unbedingt zum Tag der offenen Tür fahren. Lange Schlangen am Eingang, große Freude und Aufregung unter den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde, und eine beeindruckende Architektur! Drinnen sang der Männerchor für die Gäste. Der Klang ihrer Lieder war für mich ungewohnt, aber sehr schön. Weil ich gerade angefangen hatte, hebräisch zu lernen, konnte ich manche Worte sogar verstehen – ein besonderes Erlebnis!
Anika Kempf, Bildredakteurin
Mein Lieblingsartikel im Jahr 2010: "Missbrauch: Verletzte Seelen", von Andreas Reeg.
Jedes Jahr werden in Deutschland laut Statistik des Bundeskriminalamts rund 20.000 Mädchen und Jungen sexuell misshandelt. Experten schätzen, dass die Dunkelziffer mindestens zehn Mal höher liegt. Die Täter stammen zu 80 Prozent aus dem sozialen Umfeld. Skrupellos zerstören sie Körper und Seele der Kinder. Die Opfer leiden ihr Leben lang. Der Fotograf Andreas Reeg hat Betroffene porträtiert.
Thomas Östreicher, freier Redakteur
Mein Lieblingsartikel im Jahr 2010: "Hättest du gedacht, dass wir so viele sind?", von Anne Kampf.
Spektakuläres kommt manchmal unscheinbar daher. Ganz normalen Heterosexuellen erschließt sich die kleine Sensation nicht unmittelbar: Auf dem Schnappschuss von der 25. Tagung lesbischer Frauen in der Evangelischen Akademie Bad Boll lachen rund zwei Dutzend Gesichter unbefangen und selbstbewusst in die Kamera. Für sie gibt es keinen Grund mehr, sich zu verstecken. Das ist wunderbar und zeigt mir, wie sehr sich unsere Gesellschaft durch Zivilcourage und Engagement von Vielen zum Positiven weiterentwickelt hat. (Und manche Leserkommentare belegen, wie viel noch zu tun bleibt.)
Ralf Peter Reimann, evangelisch.de-Kooperationen und evangelischer Pfarrer
Mein Lieblingsartikel im Jahr 2010: "Taufe ist mehr als nur Segen", Interview mit Regina Sommer.
Hier mein - sehr persönlicher - Favorit: "Taufe ist mehr als nur Segen". Dieser Artikel behandelt kein prägendes Ereignis des Jahres 2010 oder ist ein Beitrag zu einer aktuellen Diskussion. Trotzdem bewegt mich das Interview, denn es geht darum, was Taufe heute für uns ist. Warum lassen Eltern ihre Kinder taufen? Welche Aufgaben nehmen Paten heute wahr? Wie decken sich die Erwartungen der Eltern mit dem Taufverständnis der Kirche? Auf diese Fragen suchte Regina Sommer in einem Forschungsprojekt Antworten.
Was mich überzeugt: Regina Sommer geht von den Erfahrungen der Eltern und Paten aus und setzt diese in Beziehung zu den Deutungen der Theologie. Diese Vergewisserung, was Taufe heute (auch für mich) bedeuten kann, ist deshalb ein Brückenschlag zum Jahr der Taufe, dass die evangelische Kirche in 2011 begehen will.
Henrik Schmitz, Redakteur
Mein Lieblingsartikel im Jahr 2010: "In den Fängen des Orkans", von Hanno Terbuyken.
"Ein Hotel in Oberhausen zu finden ist tragischer als ein finnischer Tango." Dieser wunderschöne Satz stammt aus der Reportage "In den Fängen des Orkans" meines Kollegen Hanno Terbuyken. Aus meiner evangelisch.de-Lieblingsgeschichte 2010. In diesem Jahr gab es schließlich nicht nur Schneechaos, sondern auch das Sturmtief "Xynthia", dass für reichlich Ärger sorgte. Und das Wetter ist nicht nur für Journalisten immer ein Thema. Was mir an der Geschichte gefallen hat, war der unterschwellige Humor. Reisende befinden sich auf einer Odysee, sie wollen aus den Niederlanden nach Frankfurt und die Orte, die sie erreichen heißen Dinslaken und Oberhausen.
Der Ärger, das Ohnmachtsgefühl der Reisenden kommt herüber. Aber eben auch die Situationskomik, die aus dem Unbill entsteht. Mit der Currywurst in der Hand, rennt man über Bahngleise, ein Holländer fordert die Bahn auf, Raketen zu bauen, ein handtaschengroßer Hund nießt auf einem leeren Bahnsteig und die Mitarbeiter einer Autovermietung umkreisen verzweifelte Reisende wie "Geier ein sterbendes Pferd". Das könnte alles auch aus einem Film von Woody Allen stammen. Tragik kann so komisch sein!
Alex Schnapper, Techniker bei [i]public
Mein Lieblingsartikel im Jahr 2010: "Wenigstens einer kämpft für Stuttgart 21", von Thomas Östreicher.
Warum diese Geschichte? Unabhängig vom Inhalt hat er viele Reaktionen, Kommentare und Diskussionen zustande gebracht und gezeigt, wie wichtig es ist, ein Medium wie evangelisch.de zu haben und benutzen zu können. Die Interaktion der Besucher untereinander geht von teils heftigen bis zu konstruktiven Beiträgen und auch Antworten des Autors über. Das ist die neue und spannende Art des Journalismus in Zeiten der Schnelllebigkeit. Weiterhin ist und bleibt das Thema Stuttgart 21 bei vielen Bürgern in Deutschland, speziell in Baden-Württemberg ein Reizthema. Und da ich aus der Umgebung Stuttgarts komme, fand ich diesen Artikel und die Reaktionen gut.
Hanno Terbuyken, Redakteur
Mein Lieblingsartikel im Jahr 2010: "Zu Hause in zwei Welten: Kein Kopftuch und kein Sex vor der Ehe", von Maike Freund.
Es gab viele Texte, die meine Lieblinge 2010 sein könnten. Da wäre zum Beispiel unser Paket zu Erntedank von Autoren des Magazins "Froh", die Pro-Contra-Debatte für einen deutschen WM-Titel oder die Gastbeiträge von Peter Hintze und Landesbischof Johannes Friedrich zum Thema PID, die ein wunderbares Doppel ergaben, oder das Treffen zwischen Lama und Lama.
Aber am Ende hat sich mir ein Text ganz besonders eingeprägt: Es ist "Zu Hause in zwei Welten: Kein Kopftuch und kein Sex vor der Ehe" von Maike Freund. Der Text ist ein Porträt einer jungen Türkin kurz vor ihrer Heirat, eine selbstbewusste Frau, die zwischen zwei Welten tanzt und sich dadurch eine eigene schafft. Völlig unprätentiös bahnt sie sich so wie viele Millionen andere Menschen ihren Weg durch die Welt. Der Text ist eine Erinnerung, dass hinter allen großen Fragen - Integration, Terror, Pisa, Hartz IV - Menschen und ihre Einzelschicksale stecken. Sie stehen im Vordergrund des Lebens. Das dürfen wir nie vergessen.