Erst Schweiz, dann Chile: Paketbomben treffen Botschaften in Rom

Erst Schweiz, dann Chile: Paketbomben treffen Botschaften in Rom
Aus Sorge vor islamistischen Terroranschlägen vor Weihnachten waren fast überall in Europa die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden. Jetzt explodierten in den Botschaften der Schweiz und Chiles in Rom Sprengsätze. Erste Hinweise deuten auf Anarchisten als Täter.

Anschläge am Tag vor Heiligabend: In der Schweizer Botschaft in Rom ist am Donnerstag eine Paketbombe explodiert. Dabei wurde ein Botschaftsangehöriger schwer an den Händen verletzt. Auch in der chilenischen Vertretung ging Medienberichten zu Folge ein Sprengsatz hoch. Die Ermittler vermuten, dass italienische Anarchisten hinter den Taten stehen könnten.

 

Nach ersten Erkenntnissen explodierte das Paket in der Schweizer Botschaft, als es von dem Botschaftsangehörigen geöffnet wurde. Der 53-Jährige wurde an beiden Händen schwer verletzt worden. Er könnte seine linke Hand ganz verlieren, berichten Medien. Zur Explosion in der chilenischen Botschaft waren am frühen Nachmittag noch keine Einzelheiten bekannt.

Bomben dieser Art können schwerwiegende Folgen haben: Im Dezember 1993 war der damalige Bürgermeister von Wien, Helmut Zilk, bei einem Briefbombenattentat auch an den Händen verletzt worden. Er verlor durch den Sprengsatz drei Finger seiner linken Hand.

Erste Spuren führen die Ermittler zu Anarchisten

Italiens Außenminister Franco Frattini verurteilte den Anschlag auf die Schweizer Botschaft schärfstens. Bundesaußenminister Guido Westerwelle erklärte ebenfalls: "Ich verurteile den feigen Anschlag gegen die Schweizer Botschaft in Rom. Mein tiefes Mitgefühl möchte ich gegenüber dem Verletzten und den Mitarbeitern der Botschaft zum Ausdruck bringen."

In den vergangenen Wochen war immer wieder vor islamistischen Anschlägen gewarnt worden, doch die römischen Ermittler hatten schnell eine andere Spur. Italienische Anarchisten könnten die Absender des Sprengstoffpakets an die Schweizer Botschaft gewesen sein, hieß es. Dabei gehe es ihnen möglicherweise um drei in der Schweiz festgenommene italienische Gesinnungsgenossen.

In Rom wird vor allem auf die in der Schweiz festgenommenen italienischen Anarchisten Constantino Ragusa, Silvia Guerini und Luca Bernasconi verwiesen. Bernasconi stammt aus dem schweizerischen Tessin, hat aber seinen Wohnsitz in Italien. Sie sollen am 15. April in der Schweiz unter dem Verdacht verhaftet worden sein, einen Anschlag auf den IBM-Sitz im Land vorbereitet zu haben. Zitiert werden die Angaben eidgenössischer Behörden, wonach das Trio einer öko-terroristischen Gruppe mit dem Namen "Il Silvestro" angehöre. In ihrem Wagen seien damals beachtliche Mengen an Sprengstoff gefunden worden. Zum Hintergrund des Angriffs auf die chilenische Vertretung gab es zunächst keine Angaben.

Bei den Bomben in Athen war die Schweiz schon Ziel

Erst am Dienstag hatte ein verdächtiges Päckchen in einem Waggon der römischen U-Bahn für Aufregung gesorgt. Bürgermeister Gianni Alemanno gab wenige Stunden später allerdings Entwarnung. Es habe sich nach Untersuchungen von Experten herausgestellt, dass das Päckchen nicht explodieren konnte.

In Deutschland hatte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) Mitte November vor Anschlägen islamistischer Terroristen gewarnt. Als Folge wurden die Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen, Bahnhöfen und Grenzen deutlich verschärft.

Ende Oktober war eine im Jemen aufgegebene Paketbombe auf dem Köln-Bonner Flughafen für den Weiterflug umgeladen und erst in Großbritannien entdeckt worden.

Anfang November war im Kanzleramt eine Paketbombe aus Griechenland entschärft worden, die an Kanzlerin Angela Merkel adressiert war. Das Paket war nach ersten Erkenntnissen von linksautonomen Griechen aufgegeben worden. Es war ein Brandsatz, der keinen größeren Schaden verursacht hätte. Auch die Schweizer Botschaft in Athen war damals Ziel eines Sprengstoffpakets.

dpa