"Weihnachten im Morgenland", 23. Dezember, 20.15 Uhr im Zweiten
Die Idee deckt sich mit allen Vorurteilen, die man hierzulande gegenüber reichen Ölscheichs pflegt. Wenn man nicht weiß, wohin mit seinem Reichtum, und es schon seine Formel-1-Strecke in der Wüste gibt: warum dann nicht eine Tannenschonung? Und weil Forstbiologe Droste Jahr für Jahr zuverlässig einen Weihnachtsbaum nach Dubai liefert, soll er nun auch das Wäldchen anlegen. Trotz unübersehbarer Sympathien für die attraktive Projektmanagerin Milena: Droste ist ein seriöser Forstwirt und lehnt ab; bis ihn seine Familie heimsucht und er das Angebot dankbar annimmt.
Die Romanze (Regie: Martin Gies) ist zwar bei weitem nicht so ausgefallen wie der Einfall des Scheichs, aber Autor Marcus Hertneck (zuletzt "Liebe vergisst man nicht") steht für intelligente Unterhaltung; "Weihnachten im Morgenland" macht da keine Ausnahme. Vor allem aber ist die Komödie ein Walter-Sittler-Film. Der Förster ist nicht bloß Sauerländer, sondern auch sauertöpfisch. Er ist seit einem Jahr Witwer und hat keine Lust auf ein Weihnachtsfest im trauten Kreis von Tochter, Schwägerin und Schwiegermutter. Die meinen es zwar gut mit ihm, haben es sich aber in den Kopf gesetzt, ihn mit der Schwester seiner toten Frau zu verkuppeln. Die umtriebige Managerin des Scheichs, von Anica Dobra gewohnt frohgemut verkörpert, ist da schon eher nach seinem Geschmack; aber erstens hat sie einen Freund und zweitens ist sie ständig unterwegs.
Neben dem potenziellen Paar, das trotz aller Gegensätzlichkeit seine aufkeimenden Gefühle sehr glaubhaft vermittelt, sorgen naturgemäß auch das winterliche Hochsauerland und die endlose Wüste für einen reizvollen Kontrast. Dubai darf sich dabei von seiner besten Seite zeigen. Trotzdem werden die Emirate erst dann richtig interessant, als auch Drostes Sippe anreist. Der Förster hatte zuvor den Fehler begangen, ein Telefonat mit den Worten "Ich mach’ jetzt Schluss!" zu beenden und anschließend mit seinem Wagen von der Straße abzukommen; seither sind seine überspannten Angehörigen überzeugt, er wolle sich das Leben nehmen.
Zu diesem Missverständnis gesellen sich weitere. Die Kommunikation mit den Scheichs verläuft dagegen reibungslos, weil Milena Drostes Skepsis gegenüber dem Projekt sehr frei und blumig übersetzt; ihren Worten nach lässt ihn die Idee "vor Freude tanzen". Und weil der Förster schließlich selbst vom Dreiklang der Erhabenheit (Sterne, Wüste, Tannen) überzeugt ist, gibt’s schließlich gleich mehrere Happy Ends.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).