"Tatort: Dunkle Wege", 21. Dezember, 20.15 Uhr im SWR
Eine Rückkehr in jene Zeit, als Charlotte Lindholm noch kinderlos war. Zumindest auf der Beziehungsebene knüpft "Dunkle Wege" an den Film "Märchenwald" an: Staatssekretär Tobias Endres (Hannes Jaenicke) spielt immer noch eine wichtige Rolle im Leben der Kommissarin. Auch hinter der Kamera funktioniert die Fortsetzung: Regie führt erneut Christiane Balthasar, die gerade für die mal schroffe, mal zärtliche Beziehung des ungleichen Paars die richtigen Töne findet. Im Vordergrund der Geschichte steht zwar der übliche Mord, doch das Drehbuch (Thorsten Näter, Susanne Schneider) findet einen cleveren Weg, das reizvolle Duo auch beruflich zu kombinieren: Polizeischüler führen eine Übung mit Geiselnehmer durch; sie endet mit einem echten Toten. Lindholm übernimmt die Ermittlungen. Wegen der Bedeutung des Falles soll auch ein Vertreter des Innenministeriums anwesend sein: Endres.
"Dunkle Wege" war vor fünf Jahren erst der sechste Fall für die Niedersächsin, doch schon damals hatte sich Lindholm längst als eine der beliebtesten Ermittlerinnen etabliert. Das lag nicht zuletzt an der Konstellation der Figuren, die immer wieder für Überraschungen gut waren. Selbst wenn die Auftritte von Hannes Jaenicke als Lindholms "Lebensabschnittspartner" nicht von Dauer sein durften: Die Idee war ausgezeichnet. Und sie sorgt naturgemäß für zusätzliche Spannung in der Beziehung zwischen der Kriminalistin und ihrem fürsorglichen Mitbewohner Martin (Ingo Naujoks).
Nicht ohne ist allerdings auch die Krimiebene. Da der Tote vor dem tödlichen Schuss durch Hiebe und Tritte misshandelt wurde, scheint er gleich eine ganze Reihe von Feinden gehabt zu haben. Tatsächlich erweist er sich als Streber, der seinen Mitschülern gewaltig auf die Nerven gegangen ist. Ein Motiv hat allerdings auch sein Ausbilder (Arnd Klawitter), dem der junge Mann die Frau ausgespannt hat. Ins Visier der LKA-Ermittlerin gerät außerdem der örtlicher Mini-Mafioso, ein Autohändler, dem ein illegales Glücksspielschiff auf der Weser gehört und der mit Hilfe der Polizeischüler in großem Stil geklaute Luxuslimousinen mit den Papieren verschrotteter Autos versorgt; der tote Junge ist ihm auf die Schliche gekommen.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).