"Sounds and Silence", Samstag, 18.12., 22.30 Uhr bei 3Sat
Eines Tages musste sich Manfred Eicher eingestehen, dass sein Talent den eigenen Ansprüchen nicht genügte. An diesem Tag beendete er seine Karriere als Musiker. Aber wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich meist eine andere: Musik hören konnte Eicher wie kaum ein anderer. Also gründete er 1969 in München einen Musikverlag und schuf damit das Fundament für eine der einflussreichsten Plattenfirmen der Welt: Edition of Contemporary Music (ECM).
Natürlich gibt es viele Dokumentarfilme über Musiker, aber "Sounds and Silence" dürfte der erste über einen Musikproduzenten sein. Trotzdem steht die Musik stets im Vordergrund. Eicher selbst hält sich ohnehin zurück; er überlässt es anderen, seine Arbeit zu ehren. Und weil "Musik dort ist, wo sie passiert", wie Eicher sagt, haben die schon vielfach ausgezeichneten Schweizer Peter Guyer und Norbert Wiedmer (Buch, Regie und Kamera) ihr Porträt als "konzertierte Reise durch Klanglandschaften" gestaltet. Dabei sind sie ganz schön rumgekommen. ECM veröffentlicht die Werke einiger der bedeutendsten zeitgenössischen Musiker und Komponisten. Der Film lässt sie nicht nur von ihrem Produzenten schwärmen, er Film zeigt sie außerdem ausnahmslos auch bei der Arbeit. Der Reigen reicht vom Esten Arvo Pärt über die deutsche Cellistin Anja Lechner und den tunesischen Oud-Spieler Anouar Brahem bis hin zur Griechin Eleni Karaindrou und der in Dänemark lebenden amerikanischen Perkussionistin Marilyn Mazur.
Entsprechend faszinierend ist das musikalische Spektrum, das von sinfonischer Klassik bis zum Free-Jazz reicht. Und zwischendurch sieht man immer wieder Eicher, wie er bei Aufnahmen um winzige Details ringt, die man als ganz normaler Musikliebhaber gar nicht zu würdigen weiß. Es ist die Suche nach dem "Leuchten des Klangs", die ihn antreibt; und das "Gespür für Stille", das ihn auszeichne, sagt Karaindrou. Sehr nachdrücklich bestätigt "Sounds and Silence" außerdem des berühmte Bonmot von Karl Valentin: "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit."
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).