Atommüll-Transport erreicht Zwischenlager bei Lubmin

Atommüll-Transport erreicht Zwischenlager bei Lubmin
Rund 1700 Kilometer rollte der letzte Atommüll-Transport des Jahres nahezu unbehelligt von Südfrankreich bis zur Ostsee - 15 Kilometer vor dem Ziel erzwangen Umweltaktivisten einen Stopp. Rund sechs Stunden später kamen die Castoren dann aber im Zwischenlager an.

Über weite Strecken ungehindert hat der Atommüll-Transport aus Südfrankreich am späten Donnerstagabend das Zwischenlager Nord in Mecklenburg-Vorpommern erreicht. Erst kurz vor dem Ziel bei Lubmin wurde die Fahrt des Zuges mit den Castor-Behältern durch Atomkraftgegner noch erheblich verzögert. Weil sich Umweltaktivisten an die Gleise gekettet hatten und erst aufwendig losgeschnitten werden mussten, blieb der Zug etwa 15 Kilometer vor dem Zwischenlager für rund sechs Stunden stehen.

Der Transport brachte vier Castor-Behälter mit rund 2500 Brennstäben aus dem früheren Kernforschungszentrum Karlsruhe und vom einstigen atomgetriebenen Forschungsfrachter "Otto Hahn" auf das Gelände der Energiewerke Nord. Sie waren jahrelang im südfranzösischen Cadarache gelagert worden.

Das Zwischenlager Nord wird vom Bund betrieben und war ursprünglich nur für radioaktiven Müll aus den beiden stillgelegten ostdeutschen Atomkraftwerken gebaut worden. Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern lehnt die Einlagerung von Atommüll aus anderen Anlagen ab, kann aber nichts daran ändern.

Atomkraftgegner hatten Unterarme einbetoniert

Die Proteste gegen den Transport fielen mit insgesamt wenigen hundert Teilnehmern deutlich verhaltener aus als beim jüngsten Castor-Transport ins niedersächsische Gorleben. Dort hatten Anfang November mehrere zehntausend Menschen demonstriert, darunter auch führende Bundespolitiker.

Ein Großaufgebot der Polizei - bundesweit sollen mehr als 10 000 Beamte von Bund und Ländern im Einsatz gewesen sein - und widrige Witterungsverhältnisse bremsten diesmal den Protest an der Strecke. Dennoch gelang es Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood, sich südöstlich von Greifswald an die Bahngleise zu ketten. Ihre Unterarme seien zudem einbetoniert gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Um Verletzungen zu vermeiden, seien die Beamten bei der "Befreiung" der Atomkraftgegner sehr vorsichtig vorgegangen. Zuvor hatten Castor- Gegner den Zug in Magdeburg und bei Ludwigslust jeweils kurz gestoppt.

Protest gegen ungelöste Entsorgung

Am Mittag bildeten rund 200 Atomkraftgegner bei Lubmin eine Sitzblockade, die aber von der Polizei aufgelöst wurde. Etwa die Hälfte der Teilnehmer sei weggetragen und in geheizten Bussen abtransportiert worden. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben knapp 100 Demonstranten vorübergehend in Gewahrsam.

"Solche Transporte quer durch das Land zeigen, dass es in Deutschland kein plausibles Konzept zur Verwahrung der radioaktiven Hinterlassenschaften gibt", sagte Dirk Seifert von Robin Wood. Ähnliche hatten sich am Morgen auch Atomkraftgegner geäußert, die bei Ludwigslust den Zug für 15 Minuten zum Stehen brachten. "Der Protest richtete sich in erster Linie gegen die ungelöste Atommüllentsorgung. Seit 45 Jahren wird in Deutschland Atomstrom produziert, ohne dass klar ist, was mit den Abfällen passiert", sagte der Sprecher des Informationsnetzwerks contrAtom, Bernd Ebeling.

dpa