Diakonie wählt neuen Präsidenten

Diakonie wählt neuen Präsidenten
Johannes Stockmeier folgt auf Klaus-Dieter Kottnik: Nachdem der Präsident des Diakonischen Werkes zum 1. Oktober zurückgetreten war, wählt die Diakonische Konferenz heute voraussichtlich den 62-jährigen Theologen Stockmeier zu seinem Nachfolger. Er ist seit 1998 Hauptgeschäftsführer des Diakonischen Werkes in Baden.

Die Neuwahl ist nötig, weil Kottnik Ende September aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt erklärt hatte. Wenige Wochen zuvor waren enge personelle Verflechtungen zwischen seinem Präsidialbüro und einer Stuttgarter Beratungsfirma bekanntgeworden, die für die Diakonie tätig war. Das Diakonische Werk hatte sich daraufhin von Kottniks persönlichem Referenten Walter Merz getrennt und der Beraterin Christiane Dithmar alle Aufträge entzogen. Der Prüfbericht zur Auftragsvergabe beim Diakonischen Werk hat keine Hinweise auf Korruption oder persönliche Bereicherung an der Spitze des evangelischen Wohlfahrtsverbandes erbracht.

Johannes Stockmeier ist der einzige Bewerber für den Spitzenposten der Diakonie. Der Wohlfahrtsverband unterhält bundesweit mehr als 28.000 soziale Einrichtungen, in denen knapp 450.000 hauptamtliche Mitarbeiter tätig sind. Die Diakonie ist damit einer der größten Arbeitgeber in Deutschland. Insgesamt befinden sich mehr als eine Million Betreuungsplätze für Jugendliche, behinderte und alte Menschen sowie in Krankenhäusern in diakonischer Trägerschaft.

EKD und Diakonie: Brüssel soll mehr gegen Armut tun

Mitglieder im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sind neben der EKD alle evangelischen Landeskirchen und neun Freikirchen. Der Diakonie gehören zudem 76 Fachverbände der verschiedensten Arbeitsfelder an, darunter der Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe, die evangelische Bahnhofsmission, die Evangelische Obdachlosenhilfe, das Seniorenwerk und der Deutsche Evangelische Krankenhausverband.

Am Mittwoch hat die EU-Vertretung des Diakonischen Werkes sich zusammen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für eine bessere Armutsbekämpfung in der EU eingesetzt. Dabei solle sich die Europäische Union nicht nur auf Erfolge auf dem Arbeitsmarkt begrenzen. Es gehe nicht um Arbeit um jeden Preis, sagte die Brüsseler EKD-Repräsentantin, Katrin Hatzinger, bei einem Expertengespräch: "Auch Menschen, die am Arbeitsmarkt nur eingeschränkte Chancen haben, müssen einbezogen werden."

"Integration in das soziale Leben"

Die Sozialexpertin im Vorstand des Diakonischen Werks, Kerstin Griese (SPD), kritisierte, dass häufig nur Vermittlungsquoten von Arbeitslosen als Erfolg gesehen werden. Die Integration in das soziale Leben müsse an erster Stelle stehen, sagte Griese. Die SPD-Politikerin plädierte daher dafür, Ein-Euro-Jobs zu erhalten. Diese Jobs geben vielen Menschen eine neue Perspektive, auch wenn sie zwangsläufig nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt landen.

Sowohl Hatzinger als auch Griese forderten langfristig die Einführung von Mindesteinkommen. "Familien brauchen Einkommen von denen sie leben können", sagte Griese. Auf EU und nationalstaatlicher Ebene müsse man Regelungen finden, die den Rahmen für gerechte Einkommen schaffen und Lohndumping verhindern.

Kritik an zu viel Bürokratie

Während des Expertengesprächs stellten verschiedene deutsche Projekte ihre Arbeit vor. Alle Träger kritisierten die hohen bürokratischen Hürden, die es zu überwinden gilt, wenn finanzielle Hilfen bei EU-Institutionen oder auf nationaler Ebene beantragt werden. Vor allem Anträge, die den Europäischen Sozialfonds betreffen, erforderten viel Zeit, Arbeit und zusätzliches Wissen.

Die EU hatte für 2010 das Aktionsjahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung ausgerufen. Mit verschiedenen Veranstaltungen und Initiativen hatten EKD und Diakonie das EU-Jahr zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht. 2011 steht das Europäische Jahr im Zeichen der Freiwilligendienste.

evangelisch.de/epd