Papst erhebt Erzbischof Reinhard Marx zum Kardinal

Papst erhebt Erzbischof Reinhard Marx zum Kardinal
Papst Benedikt XVI. hat am Samstag im römischen Petersdom 24 Geistliche zu Kardinälen erhoben, darunter den Münchner Erzbischof Reinhard Marx (57) und den aus Bayern stammenden Kirchenhistoriker Walter Brandmüller (81).

In seiner Predigt forderte das Kirchenoberhaupt die neuen Kardinäle auf, ihm für eine "unmittelbare und unermüdliche Zusammenarbeit" zur Verfügung zu stehen. Bei einer Versammlung mit dem Papst und Kardinälen am Vorabend kündigte der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, einen Rundbrief an alle Bischofskonferenzen mit neuen Vorgaben zur Prävention von sexuellem Missbrauch in der Kirche an.

Auf dessen Grundlage soll den Angaben des Vatikans zufolge jede einzelne Bischofskonferenz ein "koordiniertes und wirksames Programm" erstellen. Die Kardinäle erklärten, die Bischofskonferenzen müssten "wirksame und übergreifende Pläne" vorlegen, die mit einem Blick auf Prävention und die Ausbildung der Priester "Gerechtigkeit wieder herstellen und für Opferschutz sorgen". Auch in Ländern, in denen Missbrauchsfälle "nicht so dramatisch wie in anderen" vorgekommen seien, sollen Regelwerke durch die einzelnen Episkopate ausgearbeitet werden.

Zu den neuen Kardinälen gehört neben Marx und dem emeritierten Präsidenten des päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, Brandmüller, auch der neue Präsident des päpstlichen Einheitsrats, der Schweizer Kurt Koch (60). Bei dem Konsistorium erhielten neben Angehörigen der vatikanischen Kurie zudem Erzbischöfe wichtiger Städte wie Washington, Kinshasa und Colombo die Ernennungskurkunde und das rote Birett aus den Händen des Papstes.

"Stimme des Sozialen"

Die Mitgliederzahl des als Senat der katholischen Kirche bezeichneten päpstlichen Beratergremiums erreicht damit einen Rekordstand von 203 Kardinälen. Nur die derzeit 121 Kardinäle unter 80 Jahren wären in einem Konklave berechtigt, einen neuen Papst zu wählen.

Marx erlebte seine Kardinalserhebung nach eigenen Worten mit "verhaltenem Jubel". Wenn "der Jude Petrus von Galiläa nach Rom kommt, ist das Ausdruck des universalen Heilswillens", sagte der Münchner Erzbischof. Er begrüßte, mit Sankt Korbinian als römische Titelkirche eine "normale Großstadtpfarrei" übertragen bekommen zu haben.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte Marx als Mann der klaren Worte auch in schwierigen Zeiten. "Dem Sozialen verleiht er nicht nur eine Stimme, er ist die Stimme des Sozialen", sagte Zollitsch bei einem Empfang in Rom. Den Kirchenhistoriker Brandmüller würdigte der Freiburger Erzbischof als Persönlichkeit der Wissenschaft.

"Tolles Zeichen der Ökumene"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, den Marx ebenso wie die Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zum Konsistorium eingeladen hatte, lobte das "ökumenische Miteinander" mit dem Münchner Erzbischof. Er äußerte die Hoffnung, dass der Kardinal den Dialog mit anderen Kirchen verstärkt in die Beratungen des Kardinalskollegiums einbringen werde. In gesellschaftspolitischen Fragen habe es seit jeher eine "starke Übereinstimmung" mit Marx gegeben. Der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich bezeichnete die Einladung seines katholischen Amtsbruders an ihn und seine Frau nach Rom als "tolles Zeichen der Ökumene".

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte, er sei stolz, das zwei der 24 neuen Kardinäle aus Bayern stammten: "Für uns ist das Bekenntnis zum Glauben mehr als Religion."

Knobloch betonte in Rom, vor zehn Jahren hätte sie sich ihre eigene Teilnahme bei einem Konsistorium nicht vorstellen können. Die Juden erwiderten die Offenheit, mit der Marx regelmäßig an jüdischen Veranstaltungen teilnehme. Spannungen der vergangenen Jahre zwischen beiden Glaubensgemeinschaften seien "Gott sei Dank aus dem Weg geräumt".

epd