Zu Beginn verwandelt sich eine verschlafene Vorstadt in ein Schlachtfeld. Dass es ein Trupp schwarzvermummter Ninja-Krieger in der Vorweihnachtszeit auf einen hier lebenden Pensionär abgesehen hat, ist schon ein herber Kontrast. Wenn der Pensionär, Frank Moss, allerdings von Bruce Willis verkörpert wird, kann man sich denken: So ganz harmlos ist der nicht – und er wird mit diesen Gegnern natürlich fertig werden. Dass das allerdings vergleichsweise mühelos gelingt (und relativ unblutig gezeigt wird), setzt den Tonfall für den Rest des Films: „R.E.D.“, inszeniert von dem deutschen Regisseur Robert Schwentke, basiert auf einem Comic.
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Frank Moss ahnt, dass ihn seine Vergangenheit eingeholt hat, denn er stand jahrzehntelang in den Diensten der CIA. Kurzerhand entführt er Sarah (Mary-Louise Parker), die Sachbearbeiterin, die seine Pensionsschecks ausstellt und mit der er eine romantisch angehauchte Telefonbeziehung pflegte, wohl ahnend, dass sie wegen des Kontaktes mit ihm in Gefahr ist. Mit Sarah im Schlepptau macht er sich auf die Suche nach seinen Kameraden von einst. Während Joe (Morgan Freeman) es sich in einem Altersheim gut gehen lässt, gibt Victoria (Helen Mirren) zu, dass sie das Führen einer kleinen, feinen Pension nicht ausfüllt – gelegentlich erledigt sie noch kleine Aufträge als Profikillerin. Noch präsenter ist die Vergangenheit für Marvin (John Malko¬vich): Sein Wohnsitz ist eine gut getarnte Festung, er selbst tritt im Kampfanzug auf, eine Waffe immer in Reichweite. Der musterhaft paranoide Verschwörungsfreak mag seinen psychischen Zustand der jahrelangen Behandlung mit LSD zu Versuchszwecken verdanken – aber wenn es darum geht, eine Gefahr zu erkennen, kann man sich auf Marvins Instinkt verlassen.
Verbale Frotzeleien der Exkollegen und Actionszenen
Indem der Film diese Figuren nach und nach einführt, lässt er sich Zeit, sie ebenso lakonisch wie plastisch zu charakterisieren. Und er gibt ihren Darstellern die Möglichkeit, ihre Parts auszufüllen, wobei sie auf frühere Rollen zurückgreifen können. So ruht Morgan Freeman einmal mehr in sich selbst, erweist sich Helen Mirren als schlagkräftig mit britischem Understatement, während John Malkovich wie so oft einen ziemlich durchgeknallten Typen gibt. Der Spaß dabei ist ihnen anzusehen, das gilt auch für Brian Cox („Troja“) in der Rolle eines russischen Attachés. Den Charakter des Veteranentreffens unterstreichen zwei Kurzauftritte von Ernest Borgnine, der in den Sechzigern in praktisch allen Männer-Ensemblefilmen zu sehen war.
Im Wechsel zwischen verbalen Frotzeleien der Exkollegen und Actionszenen entfaltet sich die Geschichte. Dass der Verfolger der Ehemaligen-Combo, ein junger CIA-Agent, versiert im Umgang mit hochmodernster Technik, dabei ebenso professionell zu Werke geht, aber trotzdem immer wieder das Nachsehen hat gegenüber der akkumulierten Erfahrung von mehreren Jahrzehnten, verhindert, dass „R.E.D.“ allzu harmlos komisch wird. Das Kürzel steht übrigens für „Retired, Extremely Dangerous“. Also: Rentner, hochgefährlich.
USA 2010. Regie: Robert Schwentke. Buch: Jon Hoeber, Erich Hoeber. Mit: Bruce Willis, Morgan Freeman, John Malkovich, Helen Mirren, Karl Urban, Mary-Louise Parker, Richard Dreyfuss. 111 Min. FSK: ab 12, ff.