Katholischer Bischof: Der Islam ist eine Bereicherung für uns

Katholischer Bischof: Der Islam ist eine Bereicherung für uns
Der Hildesheimer katholische Bischof Norbert Trelle hat für mehr Offenheit gegenüber dem Islam plädiert. "Die Präsenz von Muslimen in unserem Land ist nicht der Untergang des Abendlandes, sondern eine Form der Bereicherung", sagte er am Freitagabend bei einem Kongress der Konrad-Adenauer-Stiftung in Hildesheim zur Rolle der Kirchen in Europa.

"Der Ramadan gefährdet nicht die christliche Feier des Abendmahles", betonte Trelle. Das tue nicht der Islam, sondern der verkaufsoffene Sonntag. Vor etwa 500 Politikern, Wissenschaftlern und Kirchenvertretern plädierte Trelle für "offene kulturelle Räume". Christen, Juden und Muslime müssten dafür Sorge tragen, "dass verschlossene Türen immer wieder aufgeschlossen werden".

Verfassungsrichter gegen strikten Laizismus

Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio sprach im Festvortrag von einer "kulturellen Identitätskrise" in Deutschland. "Viele Menschen glauben nicht mehr an den Automatismus des Fortschritts und die universelle Strahlkraft westlicher Werte." Dafür spreche die Debatte um das Sarrazin-Buch ebenso wie die Auseinandersetzungen um das Projekt "Stuttgart 21". Viele Menschen hätten Parteien, Gewerkschaften, Vereinen, Kirchen und auch der Familie den Rücken gekehrt. Wer aber das Miteinander von Freiheit und Bindung, Vernunft und Glauben nicht mehr kenne, bekomme "Angst vor dem Anderen".

Skeptisch äußerte sich Di Fabio laut Manuskript zum Konzept des Laizismus, das Religion und Staat strikt trennen will. Dieses Modell gehe in der Türkei gerade unter und wirke in Frankreich hilflos. "Er sollte nicht als Fortschrittsmodell verkauft werden", so der Rechtsprofessor. Als "gelungenen Ausgleich" bezeichnete er dagegen das deutsche Modell seit 1949, das Staat und Kirche zwar trenne, aber zugleich aufeinander beziehe.

Christliches Erbe "Grundlage der europäischen Kultur"

Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung wollte mit der Tagung über Kirchen in Europa einen Beitrag zum 1.000-jährigen Bestehen der Hildesheimer evangelischen St. Michaeliskirche leisten, das in diesem Jahr groß gefeiert wird. Die im Jahr 1010 von Bischof Bernward von Hildesheim (etwa 960-1022) gegründete romanische Kirche gehört seit 1985 zum Weltkulturerbe.

Der frühere Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering, bezeichnete das Christentum als Grundlage der europäischen Kultur. "Das christliche Erbe ist für die kulturelle Identität konstitutiv." Das gelte auch, wenn in der säkularen Welt neue identitätsstiftende Kulturen hinzugekommen seien, sagte Pöttering als Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Der Hildesheimer evangelische Regionalbischof Eckhard Gorka rief die Kirchen auf, sich kulturell zu öffnen: "Kirchen können Räume der Begegnung nicht nur einer Kultur sein, sie halten es aus, gegenwärtige und gegenläufige Erfahrungen zu reflektieren."

epd