"Aber doch nicht so": Neue kuriose Todesanzeigen

"Aber doch nicht so": Neue kuriose Todesanzeigen
"Am Anfang war er so beliebt" oder "You'll never walk alone. Goodbye Schinken": Diese und andere kuriose Todesanzeigen haben die beiden deutschen Autoren Christian Sprang und Matthias Nölke bereits zum zweiten Mal zusammengetragen - Material gibt es genug.
20.10.2010
Von Jan Brinkhus

Seine Radfreunde aus Tauber hätten ihm wohl einen heldenhafteren Tod gewünscht. "Mensch Herbert! Vielleicht beim zehnten Ötztaler, oder kurz vor Oslo, oder auf dem Rückweg vom Nordkap... Aber doch nicht so!", schrieben sie ihrem Kumpel als letzten Gruß. Todesanzeigen wie diese verraten - gewollt oder ungewollt - eine Menge über den Umgang mit Tod und Trauer. Eine kleine Sammlung ist nun in dem Buch "Wir sind unfassbar. Neue ungewöhnliche Todesanzeigen" erschienen. Der Band nähert sich auf amüsant-lockerer Weise einem schwierigen und doch sehr alltäglichen Thema.

"Und am Anfang war er so beliebt"

Die beiden Autoren Christian Sprang und Matthias Nöllke hatten diesmal leichte Arbeit. Vor etwa einem Jahr war ihr erster Band "Aus die Maus" erschienen, eine Fortsetzung hatten sie gar nicht geplant. "Unserem Thema angemessen hätte unsere Antwort erst einmal gelautet: Nur über unsere Leiche", schreiben die beiden Autoren in ihrem Vorwort. Nachdem jedoch "Aus die Maus" die Bestsellerlisten hochgeklettert war, schwappte eine Flut von Einsendungen über sie herein. "Bis jetzt haben uns Tausende von Anzeigen erreicht und es kommen immer noch welche nach."

Viele davon finden sich in dem neuen Buch, ein paar hat der Wiesbadener Sprang aus seinem großen Fundus beigesteuert - seit mehr als 20 Jahren sammelt er als Hobby ungewöhnliche Todesanzeigen. Gegliedert ist "Wir sind unfassbar" in verschiedene Rubriken wie "Anzeigen, die auf den Punkt kommen" oder "Ungewöhnliche Todesarten".

Für manche scheint hingegen die Todesanzeige die Chance zur letzten Rache zu sein. "Und am Anfang war er so beliebt", schreiben Mitmenschen über einen Verstorbenen. Und setzten dann etwas versöhnlicher hinzu: "Seine guten Seiten werden wir nicht vergessen."

"Auch Panzerknacker müssen sterben"

Wenn Freunde sich per Todesanzeige verabschieden, stellen sie oft das verbindende Element mit dem Toten heraus, selbst wenn das unfreiwillig komisch wird. "Auch Panzerknacker müssen sterben", schreiben die "alten Freunde". "Humor ist, wenn man trotzdem lacht", ist eine andere Todesanzeige für eine Freundin überschrieben. Standesgemäß verabschieden sich die Löwenfreunde, Anhänger des Fußballclubs TSV 1860 München, von ihrem Kumpel: "You'll never walk alone. Good bye Schinken."

Manchmal passieren bei Todesanzeigen auch grobe Schnitzer und Peinlichkeiten. "Mit großer Bestürzung teilen wir Ihnen den unerwarteten Hinschied unseres verehrten Verwaltungspräsidenten Herrn Ernst Meier mit", steht beispielsweise in der Todesanzeige eines Unternehmens. In einer späteren Anzeige musste dies korrigiert werden. Denn statt "Verwaltungspräsident" hätte es einfach nur "Mitarbeiter" heißen müssen. Die Verwicklungen in der Firma lassen sich nur erahnen.

Virtueller Grabstein

Eher ungewöhnlich: Unter einer Anzeige finden sich die genauen geografischen Koordinaten des Geburts- und Sterbeorts - zum Nachschauen im Internet. Andere lassen sich ebenfalls im Internet verewigen. Die Adresse www.arnold-vogt.de etwa verweist direkt auf eine Homepage zur Erinnerung an den Verstorbenen - eine Art virtueller Grabstein.

Immer häufiger bekommen auch die tierischen Begleiter des Menschen einen letzten Gruß in der Zeitung - ob Delfin, Schaf, Hund oder Zwergkaninchen. So schnell wird also den beiden Autoren Sprang und Nöllke der Stoff nicht ausgehen.

dpa

Nöllke, Matthias; Sprang, Christian: Wir sind unfassbar. Neue ungewöhnliche Todesanzeigen, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 240 S., 8,95 Euro.