Vulkanausbruch in der Kita: Naturwissen für kleine Forscher

Vulkanausbruch in der Kita: Naturwissen für kleine Forscher
Bei den "Roelckespatzen" in Berlin ist seit 2007 der Forschergeist ausgebrochen: Alle Kinder zwischen drei und sechs Jahren experimentieren mit ihrer Erzieherin einmal in der Woche zu den Themen Wasser, Luft, Sprudelgase, Licht, Farbe und Sehen sowie Elektrizität. Sie werden bei ihren Versuchen angeleitet, sind gespannt auf Experimente, die zum Beispiel "der tanzende Strohhalm", "Symphonie im Luftballon" oder "Männeken Piss" heißen.
15.10.2010
Von Verena Mörath

Knete und Pipetten, Zitronensäure und Backpulver in der richtigen Mischung, zwei, drei Tropfen Spülmittel, rote Lebensmittelfarbe und wohldosiert noch Wasser - dann steht mehreren Vulkanausbrüchen in der Berliner Kita "Roelckespatzen" nichts mehr im Weg. Verletzt wird dabei natürlich niemand. Es handelt sich lediglich um ein einfaches Experiment, bei dem die Kinder spielerisch lernen, wie CO2-Sprudelgas erzeugt werden kann.

Ermöglicht wird die kindliche Forschung durch die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" mit Sitz in Berlin, die 2006 mit dem Ziel angetreten ist, bundesweit in allen Kitas, Kindergärten und Vorschulen dauerhaft die alltägliche Begegnung mit Naturwissenschaften und Technik zu verankern. Dafür bildet die Stiftung, gegründet von McKinsey & Company, der Helmholtz-Gemeinschaft sowie der Siemens Stiftung und der Dietmar Hopp Stiftung, kostenlos Erzieherinnen weiter und versorgt die Einrichtungen mit umfangreichen Experimentier- und Arbeitsmaterialien.

Frühkindliche Förderung finanziert durchs Bundesministerium

"Wir wollen die Begeisterung von Kindern für Naturwissenschaften und Technik fördern und langfristig erhalten, um einen Beitrag zur naturwissenschaftlichen und technische Frühbildung zu leisten. Die Nachwuchssicherung in diesem Bereich ist für Deutschland von großer Bedeutung", sagt Peter Rösner, Geschäftsführer der Stiftung.

Bereits 25.000 Erzieherinnen aus fast 12.800 Kindergärten nutzen das Fortbildungsangebot, das aus acht eintägigen Workshops besteht. Neben pädagogischen Konzepten werden durch speziell ausgebildete Trainer grundlegende naturwissenschaftliche und technische Phänomene vermittelt sowie der Umgang mit den Experimentierkarten. Die geschulten Mitarbeiterinnen geben dann als Multiplikatorinnen ihr Wissen an ihre Kolleginnen weiter.

Rund 170 lokale Netzwerke unterstützen die Berliner Stiftungszentrale darin, das Konzept umzusetzen. Sie übernehmen die Fortbildungsorganisation und -kosten, bilden die Trainer aus und koordinieren deren Einsatz. Die Netzwerkpartner sind meistens regionale Industrie- und Handelskammern, kommunale und freie Träger, Museen oder Science Centers sowie Bildungseinrichtungen. Finanzielle Grundlage der Stiftung sind allerdings Mittel aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Förderung durch die vier Initiativpartner.

Experimentieren als Kompetenzförderung

Ab 2011 stellt das Ministerium zusätzlich zwei Millionen Euro bereit, damit das Angebot auf Kinder zwischen sechs und zehn Jahren ausgeweitet werden kann. Ein erstes Pilotprojekt für Grundschüler ist für das nächste Frühjahr in Sachsen-Anhalt geplant.

Derweil speit ein erster Vulkan ganz ordentlich bei den forschenden "Roelckespatzen". "Schaut, die Lava malt ein rotes Herz auf mein Brett", freut sich die vierjährige Letitia. Erzieherin Sylvia Schulz: "Mich überzeugt das Konzept auch deshalb, weil wir so die Lern- und Sprachkompetenzen wie auch die soziale Kompetenz der Kinder erweitern, ihre Beobachtungsgabe und Konzentration fördern." Anfangs sei zwar Disziplin nötig gewesen, um das Experimentieren in den Kita-Alltag zu integrieren, aber jetzt sei es ein Selbstläufer.

epd