Kirchen wichtige Partner bei der Integration

Kirchen wichtige Partner bei der Integration
„Integration ist heute keine ,Gedöns’-Frage mehr“, sagte der ehemalige nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) in Anspielung auf ein Wort des einstigen SPD-Bundeskanzlers Gerhard Schröder.
07.10.2010
nrw.evangelisch.de / neu

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[reference:nid=23959] Bei der Ruhrsuperintendentenkonferenz sagte Laschet, Fragen der Integration seien im Ruhrgebiet „besonders virulent“. Fast die Hälfte aller Kinder hätten hier eine Zuwanderungsgeschichte – und Kinder seien diejenigen, die künftig das Land tragen. Laschet würdigte die langjährige Arbeit der Kirchen: „Ohne ihr Engagement würde der gesellschaftliche Zusammenhalt zerbrechen“, so Laschet mittags vor Journalistinnen und Journalisten. Am Vormittag hatte er das Hauptreferat der diesjährigen Ruhrsuperintendentenkonferenz gehalten. Titel: „Migration und Integration als Herausforderung für das Ruhrgebiet“. Laschet unterstützte in der Debatte um die Rede zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit den Bundespräsidenten. Der habe richtigerweise gesagt, dass der Islam heute auch Teil der deutschen Gesellschaft ist. Siehe oben: Integration ist eben kein Gedöns, keine Nebensache, sondern „erreicht höchste Staatskreise“, ihr widmet der Bundespräsident wesentliche Teile seiner Rede.

Zwar ist Integration keine religiöse, sondern eine soziale Frage, so Laschet. Aber: Die Kirchen seien „wichtige Partner“ in der Integrationsarbeit, weil sie „vor Ort nah an den Menschen“ sind und weil sie mit ihrer sozialen Arbeit via Diakonie und Caritas praktische Arbeit leisten. „Der Staat kann eher von den Kirchen lernen, sie sind in der Bildung engagiert, sie sind im interkulturellen Dialog engagiert.“ Zum Stichwort Aufgaben sagte der Politiker unter anderem, wichtig sei es, Bildungsaufstiege zu ermöglichen.

[reference:nid=23960] Das Thema Integration, das die Ruhrsuperintendentenkonferenz auch in drei Impulsreferaten beschäftigte, habe „herausragende Bedeutung“, betonte Kirchenrat Rafael Nikodemus, im rheinischen Landeskirchenamt für Fragen der Migration wie auch des Islams zuständiger Dezernent. Integration sei nicht Assimilation, sondern ein „wechselseitiger Prozess“, aus dem alle verändert hervorgingen. Nikodemus forderte „Mut zur Differenzierung“ und eine „neue Sachlichkeit“. Der überwiegende Teil der Muslime sei gut integriert, ein großer Teil habe zwar Probleme, sich in die hiesige Kultur einzupendeln, arbeite aber nicht gegen unseren Staat, stellte der Theologe klar.

Nikodemus wiederholte die Forderung nach einem Abschiebestopp für Menschen in den Kosovo, da dort die Menschenrechtslage nicht akzeptabel ist. „Um unserer Menschlichkeit willen können wir uns das nicht erlauben.“ Als einen sehr wichtigen Schritt zu einer bundesweiten Regelung bezeichnete er den jüngsten Erlass des Landes NRW, der die dem Land möglichen Spielräume ausnutze und hoffentlich eine Signalwirkung für andere Bundesländer habe. Im Blick auf Kettenduldungen unterstrich der Kirchenrat erneut die Forderung der evangelischen Kirche nach einer umfassenden Bleiberechtsregelung sowie die Beachtung von humanitären Aspekten.

[reference:nid=23961] Detlef Mucks-Büker, Superintendent des Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten und Co-Moderator der Ruhrsuperintendentenkonferenz, betonte – auch trotz Rückschlägen - die Erfolge von Integrationsarbeit. „Es gibt keine einfachen Lösungen und Rezepte“, mit christlicher Beharrlichkeit gehe es voran, werde Vertrauen geschaffen, zum Beispiel in der kirchlichen Bildungsarbeit, in Einrichtungen wie den Kindergärten. Dabei sei „langer Atem“ nötig.

Was Aussiedler, insbesondere aus Russland, angeht, sprach Pfarrer Edgar Born gegenüber den Superintendenten davon, dass ihre Zuwanderung abgeschlossen ist, ihre Integration jedoch gerade erst beginne. Provokant formulierte der Aussiedlerbeauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen: „Die evangelischen Aussiedler sind gut in die Volkskirche integriert. Sie verhalten sich wie neunzig Prozent unserer sonstigen Mitglieder: Sie nehmen an unseren Angeboten nicht teil.“ www.evangelisch-im-ruhrgebiet.de