In den USA verzögert sich in mehreren Staaten die Vollstreckung von Todesurteilen, weil ein für die Gift- Injektionen erforderliches Narkosemittel knapp wird. Nach Fällen in den Bundesstaaten Kentucky und Oklahoma kann in Kalifornien von diesem Freitag an vorerst nicht mehr der tödliche Cocktail verabreicht werden. Das Haltbarkeitsdatum der letzten Dosis Natrium- Thiopental laufe ab, wie die "New York Times" am Dienstag (Ortszeit) berichtete. In den beiden anderen Staaten verzögerten sich nach Medienberichten in den vergangenen Wochen bereits Exekutionen.
Nachdem in Kalifornien ein Richter am Dienstag die für diesen Donnerstag geplante Hinrichtung des verurteilten Mörders Albert Brown erneut verschob, soll der 56-Jährige nun erst durch den Giftcocktail sterben, wenn das Mittel wieder erhältlich ist, wie die Zeitung "San Jose Mercury News" meldete. Brown hatte 1982 eine 15-Jährige vergewaltigt und dann getötet. Es wäre die erste Hinrichtung in dem Westküstenstaat seit beinahe fünf Jahren gewesen.
Der letzte Vorrat läuft am Freitag ab
Weshalb das Mittel knapp wurde, ist nach Angaben der "New York Times" unklar. Der zuständigen Behörde FDA sei bereits im März bekanntgewesen, dass Natrium-Thiopental allmählich zur Mangelware wird. Einem Sprecher des einzigen US-Herstellers, Hospira im Staat Illinois, zufolge ist ein wichtiger pharmazeutischer Bestandteil derzeit nur sehr schwer erhältlich. Das Unternehmen erwarte, das Mittel Anfang nächsten Jahres wieder anbieten zu können.
In Kalifornien hatte Richter Jeremy Fogel dem Todeskandidaten Albert Brown am Dienstag einen neuerlichen Aufschub gewährt, nachdem ein Berufungsgremium eine abermalige Prüfung des Falls angeordnet hatte. Zuvor war bekanntgeworden, dass der letzte Vorrat an Natrium-Thiopental am Freitag unbrauchbar wird. Es sei "unglaublich", dass Browns Schicksal möglicherweise "von dem Verfallsdatum des Hinrichtungsmittels bestimmt wird", schrieb das Gremium.
Hersteller unterstützt Verwendung als Gift nicht
Natrium-Thiopental ist eines von drei Giften, das Todeskandidaten in mehr als 30 Staaten der USA gespritzt wird. Hospira-Sprecher Dan Rosenberg sagte der "New York Times", das Unternehmen sei alles andere als glücklich darüber, dass das Narkosemittel den Weg in die Todeszelle gefunden habe. "Hospira stellt dieses Produkt her, um Leben zu verbessern oder zu retten", sagte er. "Das Mittel ist nicht für den Vollzug der Todesstrafe gekennzeichnet, und Hospira unterstützt die Verwendung in dieser Prozedur auch nicht."
Bereits Ende August war in Oklahoma die Hinrichtung von Jeffrey David Matthews verschoben worden, weil der letzte Vorrat unbrauchbar geworden war. "Wir haben das Mittel getestet und waren mit der Qualität und Reinheit unzufrieden", sagte eine Sprecherin der Gefängnisverwaltung dem Sender News9. In Kentucky konnte Gouverneur Steve Beshear statt drei nur ein Todesurteil unterschreiben, weil nur noch eine einzige Dosis vom Gift vorrätig war.