Die Details der Kooperation müssten noch erarbeitet werden, sagte der Chefredakteur des "Rheinischen Merkurs", Michael Rutz, im Deutschlandradio Kultur. Nach seinen Angaben wird für die neue Erscheinungsweise nur etwa ein Drittel der bisher 20 Redakteure benötigt.
Der 1946 gegründete "Merkur" gehört neun katholischen Bistümern, einen geringen Anteil hält die Bischofskonferenz. Die Mehrheit liegt bei den nordrhein-westfälischen Bistümern. Nach Angaben von Chefredakteur Rutz erhielt das Blatt zuletzt 2,5 Millionen Euro an Zuschüssen von der katholischen Kirche. Die Auflage ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Im zweiten Quartal 2010 verkaufte der in Bonn ansässige "Rheinische Merkur" etwa 64.000 Exemplare, im Vergleichszeitraum des Jahres 2005 waren es noch 98.000.
"Journalistisch erstrangiger Partner"
Die Bischofskonferenz erklärte, mit der Kooperation wolle man die "Kernkompetenz" der Wochenzeitung unter den gewandelten Bedingungen des Medienmarktes weitestgehend sichern. Die Entscheidung sei aufgrund des "erheblichen Zuschussvolumens" der Gesellschafter und der gesunkenen Abonnentenzahl gefallen und bedeute keinen Rückzug der Kirche aus der Publizistik. Die "Zeit" sei ein "journalistisch erstrangiger Partner" für das neue Konzept, wonach die "Merkur"-Abonnenten die neue Beilage bekommen. Bei den Mitarbeitern, die nicht weiterbeschäftigt würden, wolle man die sozialen Belange berücksichtigen und sich um neue Arbeitsplätze bemühen.
Rutz sagte in dem Radiointerview, die "Zeit"-Beilage solle den Titel "Rheinischer Merkur. Christ + Welt" tragen. Sie werde ein "Schatzkästlein geistiger und geistlicher Inhalte rund um das große Thema der Religionen, der Kulturauseinandersetzungen, auch der gesellschaftspolitischen Debatten" sein. Das neue Konzept sei allerdings auch "das Ende des selbstständigen 'Rheinischen Merkurs'". Die Zeitung sei in der Kommunikationsstrategie der katholischen Kirche ein Flaggschiff gewesen und werde an dieser Stelle nicht ersetzbar sein.
"Diskursiver Charakter"
Die Beilage solle wöchentlich erscheinen und einen "diskursiven Charakter" haben, sagte Rutz. Dadurch wolle man sich von dem evangelischen Monatsmagazin "chrismon" unterscheiden, das sich aus der gesellschaftspolitischen Debatte eher heraushalte.
Die evangelische Kirche hatte im Jahr 2000 nach kontroversen Debatten ihre Wochenzeitung "Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt" eingestellt. Die Nachfolge-Publikation "chrismon" erscheint als monatliche Magazin-Beilage in "Die Zeit", "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Mitteldeutsche Zeitung", "Schweriner Volkszeitung", "Süddeutsche Zeitung" und "Der Tagesspiegel" mit "Potsdamer Neueste Nachrichten". Seit 2006 erscheint "chrismon" unter dem Dach des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP). Die zentrale Medieneinrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland trägt auch die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) und evangelisch.de.
hen/epd