Keine Konkurrenz bei Freiwilligendiensten

Keine Konkurrenz bei Freiwilligendiensten
Ein künftiger freiwilliger Zivildienst soll nicht in Konkurrenz zu den bestehenden Freiwilligendiensten stehen. Beide Dienste sollen sich gegenseitig stärken.

Die Bundesregierung plane ein Gesamtkonzept, nach dem sich die beiden Dienste "gegenseitig stärken und unterstützen", sagte der Bundesbeauftragte für den Zivildienst, Jens Kreuter, am Donnerstag in Solingen. Bei einem Spitzentreffen unter anderem mit den Wohlfahrtsverbänden seien konsensfähige Ideen zur Zukunft des Zivildienstes sowie von Freiwilligem Sozialem Jahr (FSJ) und Freiwilligem Ökologischem Jahr (FÖJ) entwickelt worden.

Die Freiwilligendienste FSJ und FÖJ werden von den Bundesländern organisiert. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) plant für den Fall der Aussetzung der Wehrpflicht einen neuen freiwilligen Dienst unter der Regie des Bundesamtes für den Zivildienst. Sie will ihn für Frauen und Menschen aller Altersgruppen öffnen und rechnet mit 35.000 Freiwilligen pro Jahr.

Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sieht in einem künftigen freiwilligen Zivildienst eine Chance für ein Umdenken in der Gesellschaft. Es müsse ein neues Bewusstsein dafür geben, dass es wichtig sei, sich für andere einzusetzen. "Unsere Gesellschaft lebt vom Vertrauen zueinander und von menschlicher Verbundenheit", sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Freiwilligendienste seien gut für die Gesellschaft wie auch für diejenigen, die diese Aufgabe erfüllten.

Der rheinische Diakonie-Vorstand Uwe Becker erwartet, dass der Zivildienst bei der Umstellung auf einen Freiwilligendienst zwar zahlenmäßig deutlich kleiner werden wird. Die Qualität und Attraktivität dieses Dienstes könne aber steigen. "Dienst am Menschen stärkt die Persönlichkeit und bietet womöglich auch berufliche Perspektiven", sagte der Theologe. Als erstes werden nach seinen Worten vermutlich unattraktive Zivildienststellen wie Hausmeisterjobs wegfallen.

Einen sozialen Pflichtdienst lehnen Schneider und Becker strikt ab. Ein solcher Eingriff in die Freiheitsrechte von Menschen lasse sich nicht rechtfertigen und sei auch für den zu leistenden Dienst wenig hilfreich. Kreuter sagte dazu: "Einen Pflichtdienst wird es nicht geben", er werde von keiner der im Bundestag vertretenen Parteien gewollt.

epd