Agenten, Angst und Action: Brian De Palma wird 70

Agenten, Angst und Action: Brian De Palma wird 70
Mit Angst und Action kennt sich Hollywood-Regisseur Brian De Palma bestens aus. Alfred Hitchcock ist sein großes Idol, Robert De Niro und Al Pacino sind seine Lieblingsdarsteller. Und auch mit 70 Jahren hat er noch nicht genug von der Arbeit hinter der Kamera.
10.09.2010
Von Barbara Munker

Vor über 40 Jahren holte der Regie-Neuling Brian De Palma einen damals unbekannten Schauspieler vor die Kamera und drehte mit ihm das Drama "Grüße". Der Streifen über Sex und Krieg aus dem Jahr 1968, der das Schicksal dreier junger Vietnamkriegsgegner erzählt, ist längst vergessen. Doch für den jungen Robert De Niro und De Palma war es der Startschuss in eine glänzende Hollywoodkarriere.

Spannungsexperte feiert 70. Geburtstag

Der Regisseur, der am 11. September 70 Jahre alt wird, lieferte später mit "Die Verdammten des Krieges" einen weiteren filmischen Angriff auf den Vietnamkrieg. Fans von Action, Horror und Gangsterstreifen kennen De Palma außerdem durch "Mission: Impossible", "Carrie - Des Satans jüngste Tochter" und "The Untouchables - Die Unbestechlichen".

Der Spannungsexperte, der Alfred Hitchcock zu seinem Vorbild erklärt, wuchs bei New York in einer italo-amerikanischen Familie auf. Der Sohn eines Chirurgen studierte zunächst Physik, doch dann schwenkte der Filmfan auf die Darstellende Kunst um. Sein Erstlingswerk "Grüße" mit De Niro wurde 1969 bei den Filmfestspielen in Berlin prompt mit einem Silbernen Bären belohnt. Drei Jahre später schockierte er mit dem Horrorthriller "Die Schwestern des Bösen". Darin beobachtet eine junge Frau einen Mord im Nachbarhaus, perfekter Voyeurismus à la Hitchcocks "Das Fenster zum Hof".

Die Filme

Mit "Carrie - Des Satans jüngste Tochter" drehte De Palma 1976 seinen ersten großen Kassenhit. Für den Psycho-Horror holte er Sissy Spacek und John Travolta vor die Kamera. Seiner damaligen Ehefrau, Schauspielerin Nancy Allen, schrieb er die Rolle einer Prostituierten in dem Thriller "Dressed to Kill" (1980) auf den Leib. Mit Al Pacino besetzte er zwei Jahre später das Gangsterdrama "Scarface". Darin glänzt Pacino als skrupelloser Kleingauner, der als Drogenmafioso Karriere macht.

In "The Untouchables - Die Unbestechlichen" versetzte er De Niro, Sean Connery und Kevin Costner zurück in Al Capones 1930er Jahre. Connery gewann seinen bisher einzigen Oscar als bester Nebendarsteller. Michael J. Fox und Sean Penn gab er die Hauptrollen in "Die Verdammten des Krieges" (1989). Mit eindringlichen Bildern inszenierte De Palma eine brutale Schlacht um Moral und Gefühl im Dschungel von Vietnam.

Nominierung für "Goldene Himbeere"

Die Verfilmung von Tom Wolfes Bestseller "Fegefeuer der Eitelkeiten" (1990) bremste De Palmas Höhenflug. Trotz einer Starbesetzung mit Tom Hanks, Bruce Willis und Melanie Griffith war der teure Film ein totaler Kassenflop. Nach mäßigem Erfolg mit dem Thriller "Mein Bruder Kain" und "Carlitos Weg" landete De Palma 1996 seinen bisher größten Hollywood-Coup. In ""Mission: Impossible" schickte er Tom Cruise als Agent Ethan Hunt auf Verbrecherjagd. Das High-Tech-Spektakel überzeugte mit spannenden Actionszenen und glänzender Kameraführung.

Mit dem Science-Fiction-Streifen "Mission to Mars" ging die Rollercoaster-Karriere De Palmas wieder auf Talfahrt. Selbst Armin Mueller-Stahl, der auch in Hollywood als großer Charakterdarsteller bekannt ist, konnte als NASA-Chef nichts retten. De Palma wurde für die "Goldene Himbeere" als schlechtester Regisseur nominiert.

De Palmas Hoffnung geht nicht in Erfüllung

"Femme Fatale" (2003) mit Rebecca Romijn-Stamos als abgebrühte Profi-Diebin wurde zum verworrenen Verfolgungsthriller. Auch "The Black Dahlia" (2006) über den brutalen Mord eines Filmsternchens im Los Angeles der 1940er Jahre bekam trotz Starbesetzung mit Scarlett Johansson und Hilary Swank nur mittelmäßige Kritiken.

Mit seinem jüngsten Film, dem Irakkriegs-Drama "Redacted", holte sich De Palma 2007 beim Filmfestival in Venedig den Silbernen Löwen für die beste Regie. Doch in den US-Kinos sah sich kaum jemand die Doku-Fiktion über die Vergewaltigung und Ermordung einer 14-jährigen Irakerin durch US-Soldaten an. In Deutschland kam der Film erst gar nicht auf die Leinwand, es blieb bei einer DVD-Version. De Palmas Hoffnung, "dass die Leute wieder auf die Straßen gehen wie in den 60er Jahren gegen den Vietnamkrieg", ging nicht in Erfüllung.

dpa