Wirtschaft warnt vor Fachkräftemangel

Wirtschaft warnt vor Fachkräftemangel
Handwerk, Industrie und Handel warnen eindringlich vor einem Fachkräftemangel und machen sich für eine Neuauflage des Ausbildungspakts zwischen Politik und Wirtschaft stark.

"Jeder unbesetzte Ausbildungsplatz heute bedeutet eine fehlende Fachkraft morgen", sagte Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), der "Passauer Neuen Presse" (Montag). Im Handwerk gebe es derzeit noch 10.000 offene Lehrstellen in allen Berufen und Regionen.

"Die Wirtschaft will den erfolgreichen Ausbildungspakt fortsetzen", sagte Hans Heinrich Driftmann, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Es müssten allerdings neue Schwerpunkte gesetzt werden. Wegen der Bevölkerungsentwicklung seien nicht mehr Lehrstellen knapp, sondern zunehmend die Bewerber.

Die Handwerks-, Industrie- und Handelskammern in Deutschland haben nach Informationen der Zeitung bis Ende August rund 390.000 neue Ausbildungsverträge registriert. Im Handwerk waren es 114.345 neue Verträge und damit 3,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Bei den Industrie- und Handelskammern wurden 275.657 neu abgeschlossene Verträge gezählt, was einem bundesweiten Plus von 1,2 Prozent gegenüber Ende August 2009 entspricht. In Ostdeutschland lagen die Vertragszahlen allerdings um 2,6 Prozent unter Vorjahresniveau.

Handwerks-Präsident Kentzler betonte, in den neuen Bundesländern bekämen die Betriebe den Rückgang der Schulabgänger bereits deutlich zu spüren. Die hohe Zahl an offenen Ausbildungsstellen zeige jedoch die Bemühungen des Handwerks, Fachkräfte für die Zukunft zu qualifizieren.

DIHK-Präsident Driftmann erklärte, 2010 hätten rund 100.000 Jugendliche weniger die Schule verlassen als noch 2004. Das zeige die ganze Dramatik der Entwicklung. "Um so wichtiger ist es, dass die Länder das Ziel, die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss auf vier Prozent zu senken, bis 2015 erreichen."

Besonders groß sei dieses Problem bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie würden immer noch überdurchschnittlich häufig die Schule ohne Abschluss oder mit schlechten Noten verlassen. "Selbst für Jugendliche, die noch nicht die nötige Ausbildungsreife mitbringen, haben wir zahlreiche Angebote zur Einstiegsqualifizierung", sagte Kentzler. "Damit machen wir sie fit für die Ausbildung.

dpa