OB Sauerland: "Normalität noch nicht zurückgekehrt"

OB Sauerland: "Normalität noch nicht zurückgekehrt"
Erstmals seit der Loveparade-Katastrophe ist Duisburgs umstrittener Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) wieder öffentlich aufgetreten. Auf der Sondersynode der Evangelischen Kirche im Rheinland sagte der Politiker, auch nach dem Ablauf der sechswöchigen Trauerzeit sei Duisburg noch lange nicht zur Normalität zurückgekehrt. Gerade in dieser betrübten Zeit brauche die Stadt die positive Botschaft und die Kraft, die von geistesgeschichtlichen Ereignissen wie diesen ausgehe. Mit der Synode feiert die rheinische Kirche ihre Ursprünge vor 400 Jahren.

Die Tagung des Kirchenparlaments fand in der Duisburger Salvatorkirche statt, in der auch der Gedenkgottesdienst für die 21 Loveparade-Opfer am 31. Juli begangen worden war. In der Salvatorkirche seien immer wieder Wegmarken der Geschichte der Stadt gesetzt worden, "in guten wie in schlechten Zeiten", sagte Sauerland weiter. Nach der Reformierten Generalsynode 1610 sei etwa 1655 auch die erste Duisburger Universität dort gegründet worden. Und beim Betreten der Kirche an diesem Morgen habe "jeder von uns" an den Gedenkgottesdienst für die Loveparade-Opfer gedacht, der "bei aller Not und Trauer" ein Segen gewesen sei, sagte Sauerland.

Dem rheinischen Präses Nikolaus Schneider dankte der Oberbürgermeister für seine Unterstützung sowohl für die Stadt als auch für ihn persönlich. Duisburg habe Reichtümer zu bieten, hob Sauerland hervor. Die Stadt habe eine Tradition in den Bereichen Kunst, Kultur und Wissenschaft und sei eine Stadt der Toleranz mit Freiheitsgeist und Aufgeschlossenheit. "So schwer sich die Fragen nach Schuld und Verantwortung stellen", stehe doch fest, das die Kraft dieser Reichtümer ihren Platz in Duisburg habe.

Beratungen über Abwahlverfahren

Gegen Sauerland, der einen Rücktritt bislang ablehnt, läuft ein Abwahlverfahren. Darüber will am Montag der Rat der Stadt Duisburg beraten. Nach der Loveparade am 24. Juli war Sauerland nicht mehr an die Öffentlichkeit getreten, am Donnerstag hatte er vor dem Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags ausgesagt.

Über die Verantwortung für das Unglück am 24. Juli, bei dem 21 Menschen starben und mehr als 500 verletzt wurden, wird weiter gestritten. Der Veranstalter, die Stadt Duisburg und die Polizei geben sich gegenseitig die Schuld.

Auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) erinnerte in ihrem Grußwort an den Gedenkgottesdienst vor fünf Wochen. Das mache bewusst, wie verschieden die Anlässe seien, zu denen man sich in einer Kirche treffe: "unerträglich schwer wie vor fünf Wochen", oder dankbar und stolz wie aus Anlass des Jubiläums, das die rheinische Kirche jetzt feiere. "Vielleicht ist das nur in einer Kirche möglich, so verschiedene Anlässe an einem Ort und so kurz hintereinander zu begehen."

Generalsynode vor 400 Jahren

Die im Gedenkgottesdienst für die Loveparade-Opfer entzündete Kerze brannte auch während der Synode auf dem Altar. Zudem legten die Synodalen, die 2,8 Millionen rheinische Protestanten repräsentieren, eine Schweigeminute ein. Mit der Synode erinnert die rheinische Kirche an die 1. Reformierte Generalsynode vor 400 Jahren in der Duisburger Salvatorkirche, bei der die Grundlagen für die heutige Kirchenordnung gelegt wurden.
 

Internet: www.wir-sind-so-frei.de; www.ekir.de

epd