Anonyme Bewerbungen sollen Chancengleichheit erhöhen

Anonyme Bewerbungen sollen Chancengleichheit erhöhen
Im Herbst startet ein Pilotprojekt, bei dem Unternehmen eingehende Bewerbungen anonymisieren, um so Personalentscheidungen nur nach Qualifiaktion zu ermöglichen.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes startet im Herbst ein Pilotprojekt zu anonymisierten Bewerbungsverfahren. Fünf Unternehmen sowie das Bundesfamilienministerium wollen ein Jahr lang Bewerbungen annehmen, die weder Name, Alter, Geschlecht, Herkunft oder Foto enthalten. Damit sollen sich die Chancen für Bewerber mit Migrationshintergrund, Frauen mit Kindern oder ältere Menschen erhöhen, sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, am Dienstag in Berlin.

Am Dienstag hatten sich die beteiligten Unternehmen und Institutionen erstmals zu einem Runden Tisch in der Antidiskriminierungsstelle getroffen. Bei den Firmen handelt es sich um die Deutsche Post, die Deutsche Telekom, das Kosmetikunternehmen L'Oréal, den Konsumgüterkonzern Procter & Gamble und den mittelständischen Geschenkdienstleister Mydays. Das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) soll das Pilotprojekt wissenschaftlich begleiten.

Entscheidend für die Auswahl der Bewerber sollte nur die Qualifikation sein, sagte Lüders. "Deutschland braucht eine neue Bewerbungskultur." Wie eine aktuelle Studie des IZA zeigt, verringert ein ausländisch klingender Nachname die Chancen des Bewerbers um 14 Prozent. Bei kleineren Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten sinken die Chancen auf ein Bewerbungsgespräch sogar um mehr als 24 Prozent.

Lüders setzt bei der Initiative auf Freiwilligkeit. Eine gesetzliche Regelung sei nicht angestrebt. "Mit den Ergebnissen unseres Pilotversuchs wollen wir weitere Unternehmen von den Vorteilen von Vielfalt überzeugen", sagte Lüders.

epd